Bienen im Lippedorf
Hallo,
Ich würde mich gerne vorstellen.
Mein Name ist Klaus Bialkowski und bin Imker hier im Lippedorf.
2010 zogen wir mit unseren drei Kindern von Hünxe nach Wesel und erfüllten uns einen Traum mit und in der Natur zu leben.
Wir pflanzten viele Obstbäume mussten aber schnell feststellen, das diese ohne Bestäubung kaum Obst hervorbringen.
In Münster und Duisburg besuchte ich Lehrgänge, um mich zum Imker weiterzubilden.
Sechs Bienenvölker stehen und leben zur Zeit bei uns im Garten, was im Sommer ca. 240.000 Tausend Tieren entspricht.
Menschen sprechen bei Bienen oft von ihrem köstlichen Honig den sie als Nahrung sammeln. Aber der Besuch und die damit stattfindende Bestäubung ist für Blumen und Bäume, die doch viel Wichtigere Aufgabe. Bienen gestallten durch ihre Sammelleidenschaft Landschaften. Blumen blühen intensiver, Obst wird größer und resistenter. Ernten fallen größer aus. Biovitalität der Lebensräume nehmen zu.
Eine alte Weisheit sagt: Stirbt die Honigbiene, stirbt der Mensch vier Jahre später.
Selbst Menschen profitieren auch direkt von diesen Tieren. Der von diesen Tieren produzierte Honig ist voller Überraschungen. Honig ist keine Arznei, hat aber für den Menschen viele positiven Eigenschaften. Durch den Verzehr von Honig aus der Region können Pollenallergien gemindert werden. Bei Erkältungen kann Honig, Husten und Halsschmerzen abschwächen. Er hat antibakterielle Wirkung. Auf unsere Verdauung wirkt es beruhigend.
Honig galt schon 3000 v. Chr. im Alten Ägypten als Speise der Götter, sowie als Quelle der Unsterblichkeit. Bei Ausgrabungen von Königsgräbern wurde Honig oft als Grabbeigabe gefunden.
Hier im Lippedorf haben wir eine einzigartige Landschaft.
Die am Niederrhein selten gewordenen Magerwiesen, mit ihren Pflanzen, die unseren Honig zu etwas besonderen machen.
Naturschutzflächen die keine Spritzmittel kennen. Hier darf der Löwenzahn noch Blühen.
Rubinie mit ihrer betörenden, nach Parfüm duftenden Blütendolden.
Sommer und Winterlinden bringen dem Honig in manchen Jahren einen leichten Pfefferminz Geschmack.
Milder und sehr feiner Löwenzahnhonig, einfach nur Lecker.
Anstelle von Zucker etwas Honig im schwarzen Tee und so den feinen Geschmack des Honigs herausschmecken.
Aber Bienen können noch mehr! „Apitherapie“ ist das Schlagwort.
Propolis, Wachs, Bienengift, Honig, Pollen, Gelee Royal und die Bienenluft aus dem Bienenstock werden zu Therapeutischen Behandlungen verwendet.
Aber wie lange noch?
Seit Jahren beobachten Forscher und Imker das Bienensterben mit wachsender Unruhe.
Als Gründe gelten der Einsatz von Pestiziden, eintönige Landschaften, fehlende Nahrungsquellen, Verlust des natürlichen Lebensraums der Tiere.
Weltweit sterben Jahr für Jahr ganze Stämme der schwarz-gelben Insekten und die Abstände zwischen den Jahren mit hohen Verlustraten werden immer kürzer.
Allein in Deutschland ist nach Angabe des Deutschen Imkerbundes die Zahl der Bienenvölker seit 1952 von 2,5 Millionen auf heute weniger als eine Millionen zurückgegangen.
Weltweit gibt es schätzungsweise 20.000 verschiedene Bienenarten. Doch nur neun Arten produzieren Honig. Bienen und andere Insekten spielen bei 35 Prozent der weltweiten Lebensmittelproduktion eine wichtige Rolle.
Bienen sind ein gigantischer Wirtschaftsfaktor und die wichtigste Arbeitskraft in der Landwirtschaft. Weltweit sorgen sie mit ihrer Bestäubungsleistung für eine Wertschöpfung von etwa
200 Milliarden Euro pro Jahr. ( Quelle:Forschungszentrum CNRS Montpellier)
Ohne Bienen gäbe es nicht nur keinen Honig, auch Obst und Gemüse würden zu Luxusgütern- die Tiere bestäuben rund 80 Prozent unserer Nutz und Wildpflanzen.
Eine neue Studie zufolge würde ein Aussterben der Biene zu jährlichen 1,4 Millionen zusätzlichen Todesfällen führen, weil weniger Obst, Gemüse und Getreide geerntet werden können.
Die Folgen dieser Ernteausfällen wären ein Mangel an Vitamin A und Vitamin B sowie eine Zunahme von Herz- Kreislauf Erkrankungen und einigen Krebsarten.
Allein bei der Halbierung der Bienenpopulation schätzt die Wissenschafter 700.000 zusätzlichen Todesfällen.( Quelle: Die Welt )
Naturschutzflächen müssen weichen. Industriegebiete werden erweitert.
Ackerflächen sollen verschwinden und zu Gewerbeflächen umgewandelt werden.
Aus Pflastersteinen können Bienen kein Honig machen!
Hier werden unsere Bienen verhungern!
Futterflüge werden zu lang. Der dadurch entstehende Stress lässt Bienen erkranken und sie werden anfällig gegen Infektionen.
Aber ein weiteres, die meist unmerkliche Lichtverschmutzung ist nicht nur für Menschen, Tiere und gerade Insekten besonders schädlich.
Störung des Tag -Nacht Rhythmus, führt zum Artenschwund.
Künstliche Lichtquellen stören die Orientierung oder können eine Paarung z.B. bei Glühwürmchen unmöglich machen. Unsere letzten Nachtigallen werden ganz verstummen.
Bienen fallen unmerklich unserem intensiven Straßenverkehr zum Opfer.
So wird die Imkerei hier im Lippedorf wohl über kurz oder lang nicht mehr durchführbar sein.
Ein letztes Wort Biotopvernetzung.
Rechts und links der Frankfurter Straße liegen Magerwiesen. Diese wertvollen Flächen wurden zu Naturschutzgebieten. Ein genetischer Austausch ist durch die Frankfurter Straße kaum möglich!
Eine Todeszone für Eidechsen, Frösche und Kröten sowie Wild.
Ihr Imker
Klaus Bialkowski
im März 2018 stellt die Stadt Wesel fest: http://ratsinfo.wesel.de/bi/vo0050.asp?__kvonr=4389&voselect=1555
"Sachdarstellung/Begründung:
Ohne Bestäubung keine Nachkommen. Dieses gilt für fast 90 % der Pflanzen. Die wichtigsten Bestäuber sind Insekten. Ihre Menge hat in den vergangenen 25 Jahren drastisch um bis zu 80 % abgenommen, wie Langzeituntersuchungen des Entomologischen Vereins Krefeld belegen. Vielen Insekten fehlen Rückzugsgebiete und Nahrungsquellen. Nachfolgende Maßnahmen sollen dem entgegenwirken.
Artenreiche Wegeränder
Das Belassen von Feld- und Wegerändern ist eine dauerhafte Maßnahme zur qualitativen Verbesserung in der Agrarlandschaft. Dieses besagt auch die Biodiversitätsstrategie des Landes NRW.
Auf Initiative des NABU – Kreisgruppe Wesel möchte die Betriebsleitung ein Projekt zur naturschutzgerechten Pflege von Wegerainen beginnen. Hier sollen durch eine extensive Bewirtschaftung (1 x jährliches Mähen Ende September) die Wege- und Bankettbereiche einer insektenfreundlicheren Entwicklung zugeführt werden.
Wildblumenwiesen im innerstädtischen Bereich (öffentliche Grünflächen)
Derzeit sind in Deutschland rund 14 % der Landesfläche bereits besiedelt, Tendenz steigend, sodass dem urbanen Raum eine wachsende Rolle als Lebensraum zukommt.
Im Betriebsausschuss am 04.12.2014 wurde u.a. beschlossen, an 3 verschiedenen Stellen im Stadtgebiet, Rasenflächen in Wildblumenwiesen umzugestalten.
... Es bleibt festzustellen, dass Wildblumenwiesen sich auf mageren bzw. nährstoffärmeren Standorten am besten entwickeln. Die nährstoffreicheren Böden, die man in der Regel am Niederrhein vorfindet, sind weniger geeignet für pflegereduzierte Wildblumenwiesen. ..."
>> Die Magerwiesen von Lippedorf sind bestens geeignet, die Insekten im Lippemündungsraum zu schützen! <<
NABU - Infos zu Insekten: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/index.html?ref=nav
NABU Tagfalter in NRW: https://nrw.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/tagfaltermonitoring/tagfalter-nrw/
NABU Aktion Insektensommer: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/insektensommer/
Updates
September 2020 - Unser Imker beklagt den Tod von 3 Bienenvölkern in diesem Sommer, sie flogen im Naturschutzgebiet des Lippemündungsraums
Umweltinstitut: Pestizidrückstände in der Luft verbreiten sich über weite Strecken und gefährden auch Lebewesen / Insekten / Bienen in Naturschutzgebieten: http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/2020/pestizide/pestizidrueckstaende-in-der-luft-wir-haben-nachgemessen.html
Campact Aktion: Kein Rechtsbruch für Binenengift: https://aktion.campact.de/bienengift/kloeckner/teilnehmen