Extreme Hitze, Dürre, Waldbrände und Überschwemmungen, wie wir sie in den letzten Jahren erlebt haben, werden sich in Europa selbst in den optimistischen Szenarien der globalen Erwärmung verschlimmern und die Lebensbedingungen auf dem gesamten Kontinent beeinträchtigen.
Die EUA hat inzwischen die erste
(Europäische Klimarisikobewertung) veröffentlicht, die helfen soll, politische Prioritäten für die Anpassung an den Klimawandel und für klimasensible Branchen zu bestimmen.Aus dieser Bewertung geht hervor, dass die europäischen Strategien und Anpassungsmaßnahmen nicht mit den sich rasant verschärfenden Risiken Schritt halten. In vielen Fällen wird eine schrittweise Anpassung nicht ausreichen, und da viele Maßnahmen zur Verbesserung der Klimaresilienz sehr zeitaufwändig sind, kann auch bei bisher noch nicht kritischen Risiken ein sofortiges Handeln erforderlich sein.
Manche Regionen in Europa sind Hotspots für mehrere Klimarisiken gleichzeitig. Südeuropa ist besonders gefährdet durch Waldbrände und durch die Auswirkungen von Hitze und Wasserknappheit auf die landwirtschaftliche Produktion, die Arbeit im Freien und die menschliche Gesundheit. Überschwemmungen, Erosion und das Eindringen von Salzwasser bedrohen tief gelegene Küstenregionen Europas, darunter viele dicht besiedelte Städte.
Unsere neue Analyse zeigt, dass Europa mit dringenden Klimarisiken konfrontiert ist, die sich schneller entwickeln als unsere gesellschaftliche Vorsorge. Um die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaften sicherzustellen, müssen die europäischen und nationalen politischen Verantwortlichen jetzt handeln, damit die Klimarisiken sowohl durch rasche Emissionssenkungen als auch durch entschlossene Anpassungsstrategien und -maßnahmen verringert werden.
Leena Ylä-Mononen
Exekutivdirektorin der EUA
In der Bewertung werden die 36 Hauptklimarisiken für Europa innerhalb von fünf größeren Clustern ermittelt: Ökosysteme, Nahrungsmittel, Gesundheit, Infrastruktur sowie Wirtschaft und Finanzen. Mehr als die Hälfte der in dem Bericht genannten Hauptrisiken für das Klima erfordern eine sofortige Intensivierung der Maßnahmen, wobei acht Risiken besonders dringlich sind. Dabei geht es vor allem darum, Ökosysteme zu erhalten, die Menschen vor Hitze zu schützen, Menschen und Infrastruktur vor Überschwemmungen und Waldbränden zu schützen und die Tragfähigkeit europäischer Solidaritätsmechanismen, beispielsweise des Solidaritätsfonds der Europäischen Union, zu sichern.
Ernährung: Die Risiken, die durch Hitze und Dürre für den Nutzpflanzenanbau entstehen, sind in Südeuropa bereits auf einem kritisch hohen Niveau, doch auch die Länder Mitteleuropas sind gefährdet. Insbesondere anhaltende und weiträumige Dürren stellen eine erhebliche Bedrohung für die Erträge, die Ernährungssicherheit und die Trinkwasserversorgung dar. Selbst eine teilweise Ernährungsumstellung von tierischen Eiweißen hin zu nachhaltig angebauten pflanzlichen Eiweißen wäre bereits eine Lösung, da sie den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft und die Abhängigkeit von importierten Futtermitteln verringern würde.
Gesundheit: Hitze ist das größte und dringendste Klimarisiko für die menschliche Gesundheit. Bestimmte Bevölkerungsgruppen sind besonders gefährdet, z. B. Menschen, die im Freien arbeiten und dabei extremer Hitze ausgesetzt sind, ältere Menschen und Menschen, die in schlecht isolierten Wohnungen oder in städtischen Gebieten mit starkem Wärmeinseleffekt leben oder unzureichenden Zugang zu Kühlung haben.
Infrastruktur: Häufigere und zunehmend extreme Wetterereignisse erhöhen die Risiken für bebaute Gebiete und die kritischen Dienstleistungen in Bereichen wie Energie, Wasser und Verkehr in Europa. Während die Hochwasserrisiken an den europäischen Küsten bislang relativ gut bewältigt wurden, können steigende Meeresspiegel und Veränderungen der Sturmmuster verheerende Auswirkungen auf Menschen, Infrastruktur und Wirtschaftstätigkeiten haben. In Südeuropa entstehen durch Hitze und Dürren erhebliche Risiken für die Energieerzeugung, -übertragung und -nachfrage. Auch Wohngebäude müssen an die zunehmende Hitze angepasst werden.
Wirtschaft und Finanzen: Das europäische Wirtschafts- und Finanzsystem ist mit zahlreichen Klimarisiken konfrontiert. Klimaextreme können beispielsweise zur Erhöhung von Versicherungsprämien führen, sie können Vermögenswerte und Hypotheken gefährden und höhere Ausgaben und Kreditkosten für den Staat nach sich ziehen. Die Tragfähigkeit des Solidaritätsfonds der Europäischen Union ist aufgrund der hohen Kosten infolge der Überschwemmungen und Waldbrände der letzten Jahre bereits stark gefährdet. Durch verschärfte Klimaauswirkungen können auch private Versicherungslücken größer und einkommensschwache Haushalte anfälliger werden.
Die EU und ihre Mitgliedstaaten haben beträchtliche Fortschritte gemacht, was das Verständnis der sie bedrohenden Klimarisiken und die Vorbereitung auf diese Risiken betrifft. Nationale Bewertungen der Klimarisiken werden zunehmend als Grundlage für die Entwicklung politischer Strategien zur Anpassung an den Klimawandel genutzt. Die gesellschaftliche Vorsorge ist jedoch unzureichend, da die Maßnahmen angesichts des rapiden Anstiegs des Risikoniveaus zu langsam umgesetzt werden.
Für die meisten in dem Bericht genannten Hauptklimarisiken werden die EU, ihre Mitgliedstaaten und andere staatliche Ebenen als gemeinsam verantwortlich betrachtet. In der Bewertung der EUA wird betont, dass die EU und ihre Mitgliedstaaten zusammenarbeiten und auch die regionale und lokale Ebene einbeziehen müssen, um die Klimarisiken in Europa anzugehen und zu verringern, wenn dringend koordinierte Maßnahmen erforderlich sind.
Bezüglich der in dem Bericht der EUA genannten Hauptklimarisiken gibt es noch viele Wissenslücken. Laut dem Bericht kann die EU entscheidend dazu beitragen, das Verständnis von Klimarisiken und der zugrundeliegenden Faktoren ebenso zu verbessern wie die Bewältigung dieser Risiken durch Rechtsvorschriften, geeignete Governance-Strukturen, Überwachung, Finanzierung und technische Unterstützung. Diese neue Erkenntnisse wären auch wichtige Information für eine zukünftige Europäische Klimarisikobewertung.
Der EUCRA-Bericht der EUA baut auf der vorhandenen Wissensbasis über Klimaauswirkungen und -risiken für Europa auf und ergänzt sie. Zu dieser Wissensbasis gehören die neuesten Berichte des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC), des Copernicus-Dienstes zur Überwachung des Klimawandels (Copernicus Climate Change Service, C3S) und der Gemeinsamen Forschungsstelle (Joint Research Centre, JRC) der Europäischen Kommission sowie die Ergebnisse EU-finanzierter Forschungs- und Entwicklungsprojekte und nationaler Klimarisikobewertungen. Diese Bewertung ist die erste ihrer Art. Das darin enthaltene Wissen wird zusammengefasst, um eine strategische Politikgestaltung zu unterstützen."
→ European Climate Risk Assessment: https://www.eea.europa.eu/publications/european-climate-risk-assessment :
→ Info dazu auf tagesschau 11.3.2024 - Klimawandel "Der letzte Weckruf" für Europa https://www.tagesschau.de/wissen/klima/klimaerwaermung-europa-100.html
→ Kommentar des Deutschen Ethikrates https://www.ethikrat.org/pressekonferenzen/veroeffentlichung-der-stellungnahme-klimagerechtigkeit/
→ Tagesschau Stand: 13.03.2024 13:10 Uhr https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/ethikrat-klimawandel-100.html
Lasten und Pflichten beim Kampf gegen den Klimawandel sollten nach Ansicht des Deutschen Ethikrats gerechter verteilt werden. "Eine moralische Kritik an Entscheidungen im Bereich der privaten Lebensführung und des Konsums ist kein Ersatz für notwendige politische Maßnahmen", schreibt der Rat in einer Stellungnahme. Darin unterscheidet das Gremium zwischen der Verantwortung des Einzelnen, der Politik, der Unternehmen und der internationalen Gremien.
"Es ist unangemessen, wenn staatliche Akteure von Individuen emissionsärmeren Konsum erwarten, solange innerhalb der vom selben Staat gewollten und unterstützten Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung die Voraussetzungen dafür zu einem guten Teil nicht erfüllt sind oder sogar konterkariert werden", schreibt der Ethikrat, "so dass emissionsärmeres Handeln in vielen Feldern immer noch 'moralisches Heldentum' verlangt.
Persönliches Verhalten dennoch hinterfragen
Das entbinde aber nicht von "einer individuellen moralischen Mitwirkungspflicht". Man solle über "das persönliche Verhalten, die eigene Lebensweise und das eigene zivilgesellschaftliche Engagement" auch unabhängig von staatlichen Vorgaben nachdenken und dies entsprechend ändern - "im Rahmen der eigenen Möglichkeiten und Zumutbarkeiten". Ziel sei es, dass "möglichst alle Menschen jetzt und in Zukunft die Mindestvoraussetzungen für ein gutes und gelingendes Leben erreichen können".
... Der Rat forderte die Politik zu umgehendem Handeln auf. Notwendig sei ein politisches Gesamtkonzept, das etwa den Abbau klimaschädlicher Subventionen oder Anreize für klimafreundliches Handeln umfasse. Wer leistungsfähiger sei, müsse mehr Verantwortung übernehmen. Das betreffe sowohl Ländern und Unternehmen als auch einzelne Menschen....
https://www.ethikrat.org/publikationen/publikationsdetail/?tx_wwt3shop_detail%5Bproduct%5D=173&tx_wwt3shop_detail%5Baction%5D=index&tx_wwt3shop_detail%5Bcontroller%5D=Products&cHash=a78b12aa35fa9c4742c1a5e9b7983fd2
Erscheinungsjahr: 2024 Seitenzahl: 128
LINKS zu den Einzeldokumenten :
https://www.consilium.europa.eu/de/policies/climate-change/
"Im Juni 2021 nahm der Rat Schlussfolgerungen an und billigte damit die neue EU-Strategie für die Anpassung an den Klimawandel, die die Europäische Kommission vorgelegt hatte. In der Strategie wird eine langfristige Vision dargelegt, wie die EU bis 2050 eine klimaresiliente Gesellschaft werden kann, die umfassend an die unvermeidbaren Auswirkungen des Klimawandels angepasst ist.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Bemühungen der EU um Klimaneutralität ist das Paket „Fit für 55“. Es enthält eine Reihe von Vorschlägen für die Überarbeitung bestehender Rechtsvorschriften, ebenso wie neue Initiativen, und ist damit der wichtigste Plan der EU zur Umsetzung der Klimaziele in EU-Rechtsvorschriften.
Das Paket umfasst Vorschriften für folgende Aspekte:
In den 1960/70er Jahren gab es zwischen Duisburg und Landesgrenze einige Projekte entlang der Rheinschiene, die für die Infrastruktur, Energieversorgung usw. wichtig und vermeintlich zwingend erforderlich waren. Und ernsthaft in der damaligen Landesplanung NRW festgeschrieben wurden.
Die Liste kann man beliebig fortsetzen. Und es waren ja verantwortungsvolle Politiker, die ihre Verantwortung (aus Basis des damaligen Wissensstands um den Bedarf der kommenden Jahrzehnte) ernst nahmen, nicht irgendwelche verantwortungslose Zukunftsphantasten.
Heute sind wir froh, dass davon nichts umgesetzt wurde. Zugleich ein Segen für die Natur und auch für die Identität des Niederrheins. Und dort, wo ein solches flächenintensives Großprojekt umgesetzt wurde ((etwa die damalige BP-Raffinerie in Bucholtwelmen), ist es längst industrielle Vergangenheit. Analog der Schnelle Brüter bei Kalkar als als unübersehbares Mahnmal einer `Zukunftstechnik`.
Es ist bedauerlich und traurig, wenn wir daraus nicht landes- und kommunalplanerisch lernen (wollen), wenn es jetzt um die schonende und naturverträgliche Nutzung des Lippemündungsraums geht. Flächenintensive, faktisch weitgehend straßengebundene `Logistik` ist kein Selbstzweck. Verantwortung für die kommenden Generationen entlang der Rheinschiene sieht anders aus.
Reinhard Bassier
Buchempfehlung nicht nur für politische Entscheider*innen
Buchrevision im GUARDIAN https://www.theguardian.com/books/2024/jan/04/not-the-end-of-the-world-by-hannah-ritchie-review-an-optimists-guide-to-the-climate-crisis
von Bibi van der Zee Thu 4 Jan 2024 10.00 CET Zuletzt geändert am Do 4 Jan 2024 16.19 MEZ
Original English, übersetzt mit https://www.deepl.com
Aber fehlt da nicht etwas?
"Die Datenwissenschaftlerin Hannah Ritchie hat ein gutherziges, großzügiges Buch geschrieben, das sein Bestes gibt, um uns in Bezug auf die verschiedenen Umweltkrisen, denen wir gegenüberstehen, zu beruhigen. Das ist natürlich sehr zu begrüßen: Wir brauchen weiß Gott allen Optimismus, den wir bekommen können.
Ritchie ist leitende Forscherin bei der bahnbrechenden Website Our World in Data, die von der Universität Oxford betrieben wird. Sie beginnt damit, den Moment der Offenbarung zu beschreiben, den sie erlebte, als sie, nachdem sie sich jahrelang hilflos und ängstlich über den Zustand der Dinge gefühlt hatte, den schwedischen Professor Hans Rosling entdeckte, und "alles änderte sich".
Der 2017 verstorbene Rosling war neben dem Kognitionspsychologen Steven Pinker einer der so genannten "großen Optimisten". Wie Pinker versuchte er, einen Kontrapunkt zu dem schleichenden Gefühl der globalen Untergangsstimmung zu setzen - er nannte es die "überdramatische Weltsicht" -, die viele von uns in den letzten Jahrzehnten überkommen hat. Er argumentierte mit vielen guten Beweisen, dass die Armut zurückgeht, die globale Gesundheit sich verbessert und dass viele der Dinge, von denen wir dachten, dass sie mit dem Planeten nicht in Ordnung sind, tatsächlich in Ordnung sind.
Roslings positiver Ausblick erwies sich für Ritchie als ansteckend, und sie richtete ihre Arbeit in eine ähnliche Richtung aus. Mit diesem Buch will sie für Umweltprobleme das tun, was Rosling für soziale Probleme getan hat - aus den täglichen Nachrichten herauszoomen, die eine "schreckliche Art sind, das Gesamtbild zu verstehen", die langfristigen Daten betrachten, um einen klareren Blick auf das zu bekommen, was wirklich vor sich geht, und dies dann den Menschen erklären. "Wenn wir einige Schritte zurückgehen, können wir etwas wirklich Radikales, Spielveränderndes und Lebensspendendes sehen: Die Menschheit ist in einer wirklich einzigartigen Position, um eine nachhaltige Welt aufzubauen", schreibt sie. Und so spricht sie, mit einigen vernünftigen Vorbehalten, Luftverschmutzung, Klimawandel, Abholzung, Lebensmittel, Verlust der biologischen Vielfalt, Plastik im Meer und Überfischung an.
Ich würde gerne sagen, dass ich aus diesem Buch genauso überzeugt und optimistisch herausgegangen bin wie Ritchie. Als jemand, der seine Tage damit verbringt, die täglichen Nachrichten zu redigieren und in Auftrag zu geben, über die Ritchie so besorgt ist, war ich wirklich begeistert von der Lektüre. Und es stimmt wirklich, dass es viele interessante Informationen enthält. Im Kapitel über die Abholzung von Wäldern erklärt sie zum Beispiel, dass Palmöl eigentlich eine äußerst produktive Pflanze ist, mit Erträgen von 2,8 Tonnen Öl pro Hektar im Vergleich zu, sagen wir, 0,34 Tonnen für Oliven, 0,26 Tonnen für Kokosnüsse und 0,7 Tonnen für Sonnenblumen - wenn also Unternehmen wegen des schlechten Rufs von Palmöl auf Alternativen ausweichen würden, könnte das tatsächlich zu weit mehr Abholzung führen. Im selben Kapitel präsentiert sie eine wunderbare Grafik, die zeigt, wie die Wälder in den USA, Frankreich und Schottland in den letzten 1.200 Jahren entstanden und verschwunden sind.
Im Abschnitt über den Klimawandel weist sie darauf hin, dass ihr Kohlenstoff-Fußabdruck im Durchschnitt kleiner ist als der ihrer Großmutter: Als ihre Großeltern in ihren 20ern waren, betrug der durchschnittliche Fußabdruck 11 TonnenCO2 pro Jahr - und jetzt sind es nur noch fünf, dank der Art und Weise, wie die Kohlenstoffemissionen des Vereinigten Königreichs in den letzten 30 Jahren zurückgegangen sind. Das Kapitel über Lebensmittel und die durch die Landwirtschaft verursachten Probleme (Ritchies Spezialgebiet) enthält die interessante Feststellung, dass die Welt höchstwahrscheinlich den Höhepunkt der Landnutzung für die Landwirtschaft überschritten hat oder bald überschreiten wird. "Das ist... bedeutsam", sagt Ritchie. "Die Tierwelt der Welt hat Tausende von Jahren darauf gewartet, dass wir aufhören zu expandieren. Sie ist sich der Schäden bewusst, die durch unseren Fleisch- und Milchkonsum verursacht werden.
In Bezug auf die Landwirtschaft müssen wir zum Beispiel die Ernteerträge weltweit verbessern, weniger Fleisch essen, in Fleischersatzprodukte investieren, Milchprodukte durch pflanzliche Alternativen ersetzen und weniger Lebensmittel verschwenden.
Aber obwohl es hilfreich ist, diese Maßnahmen zu sammeln, sind viele von ihnen bereits bekannt. Und Ritchies zielstrebig optimistischer Tonfall bei der Präsentation dieser Maßnahmen - "wir müssen nur einen Preis auf Kohlenstoff erheben und sicherstellen, dass die Reichen am meisten zahlen", schreibt sie, als ob Umweltschützer nicht schon seit Jahrzehnten für diese Maßnahmen kämpfen - kann ärgerlich sein; an manchen Stellen wurden meine Notizen am Rand ziemlich verärgert.
Am frustrierendsten ist, dass Ritchie zwar Empfehlungen für bestimmte Probleme gibt, aber nicht auf die Dinge eingeht, die mich nachts wirklich wach halten: die innenpolitischen und geopolitischen Hindernisse sowie die angeborenen Voreingenommenheiten und Eigenheiten unseres Gehirns, die zusammengenommen dazu führen, dass Umweltfragen so schwer zu lösen sind. Wir wissen heute, dass der Mensch nicht gerne etwas aufgibt; wir haben Angst, das zu verlieren, was wir bereits haben, und wir haben Angst vor Veränderungen. Wir sind brillant darin, Dinge zu erfinden und große Sprünge der Vorstellungskraft zu machen, aber wir sind schrecklich darin, in die Zukunft zu blicken und die mit diesen Erfindungen verbundenen Risiken zu verstehen.
Das gilt auch für Staats- und Regierungschefs und Führungskräfte in der Wirtschaft. Natürlich werden die Chefs der großen fossilen Brennstoffunternehmen und der Erdölstaaten nur ungern die Dinge aufgeben, die sie reich machen und an der Macht halten, was wir auf der Cop28 in Dubai wieder beobachten konnten. Für viele von uns sieht es so aus, als ob die reichsten Menschen der Welt ein anderes Universum errichten, mit eigenen Steuern, Banken und Rechtssystemen, und sie werden auch ihre Privatjets nicht abgeben, vielen Dank. Ja, sehr viele von uns wollen auf die schöne nachhaltige Gesellschaft hinarbeiten, die Ritchie vorschwebt. Aber es gibt andere Gruppen, die von Wut, Angst oder Gier angetrieben werden, die das wirklich nicht wollen, und Ritchie schlägt keine Instrumente vor, mit denen wir dieses kolossale Hindernis überwinden können. Ich verstehe, dass dies den Rahmen ihres Buches sprengt, ja sogar die Möglichkeiten der meisten von uns übersteigt. Aber es scheint unsinnig, es nicht einmal zu erwähnen.
Sie geht auch nicht wirklich auf Kipp-Punkte ein - die Idee, dass es Schwellenwerte geben könnte, jenseits derer wir einen abrupten und unumkehrbaren Klimawandel erleben. Einige der Wetterrekorde, die in diesem Jahr gebrochen wurden, haben zum Beispiel selbst Klimawissenschaftler überrascht. Wir wissen nicht mit Sicherheit, wie sich die gewaltigen Veränderungen, die wir in der Atmosphäre vornehmen, auswirken werden, und die Natur interessiert sich nicht besonders für unsere politischen Zeitpläne.
Über das Buch und die Autorin
Pieper, Erschienen am 28.03.2024 Übersetzt von: Marlene Fleißig 384 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag EAN 978-3-492-07209-0 | Original: hannah Ritchie. Chatto & Windus; 1st edition (11 Jan. 2024)ISBN-10 : 1784745014 ISBN-13 : 978-1784745011
Informationen zum Buch und zur Autorin - https://www.piper.de/buecher/hoffnung-fuer-verzweifelte-isbn-978-3-492-07209-0 | https://www.theguardian.com/books/2024/jan/04/not-the-end-of-the-world-by-hannah-ritchie-review-an-optimists-guide-to-the-climate-crisis
Our World in Data, and a researcher at the Oxford Martin Programme in Global Development, at the University of Oxford. I write weekly (ish) on my Substack – Sustainability by Numbers. You can find me on Twitter (@_HannahRitchie). Or reach me by email:
weitere empfehlenswerte Artikel und Bücher zum Thema
taz 28.4.2024 Klimaanpassung:Sommer auf Beton- Ist Ihr Kiez bereit für die Klimakrise? Anhand von fünf Stationen zeigen wir, wie der Umgang mit Dürre, Hitze und Starkregen gelingen kann. https://taz.de/Klimaanpassung/!6005309/
weitere Buchempfehlungen
Das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen LANUV NRW bietet den BürgerInnen umfängliche Informationen zu vielfältige Aspekten der UMWELT und zur FLÄCHENNUTZUNG auf drei Portalen
https://www.klimaatlas.nrw.de/klima-nrw-pluskarte
Umfangreiche ortsbezogene, auch historische und zukünftig erwartete Werte zu folgenden Themen: Temperatur, Niederschlag, Sonneneinstrahlung, Wind, Überflutungsschutz, Wasserwirtschaft, Boden, Biodiversität und Naturschutz, Wald- und Forstwirschaft, Landwirtschaft, menschliche Gesundheit, Planung und Bau sowie Konzepte vor Ort
FILTER für: Stadtgrenzen, Stadtklima, Klimawandel, Modelldaten (FITNAH 3D), Regionlklima, Luftbilder und Starkregen
Filter: Regionalklima - Klimaökologische Funktionen → wie die Stadt Wesel vom Lippemündungsraum profitiert - Frischluft!
https://www.umweltportal.nrw.de/
Zugriff auf Orts bezogene Daten → https://www.umweltportal.nrw.de/umwelt-vor-ort | Umweltkarten: https://www.uvo.nrw.de/uvo.html?lang=de
Das Umweltministerium hat das Service-Angebot für Umweltinformationen aus NRW auf seiner Internet-Plattform www.umweltportal.nrw.de überarbeitet und erweitert. Wie hoch ist die Luftbelastung in Dortmund, wie die aktuelle Hochwasserlage am Rhein? Das Web-Portal informiert über Qualität und Belastung von Umwelt und Natur und ermöglicht einen freien und einfachen Zugang zu umweltrelevanten Infos und behördlichen Umweltdaten aus NRW.
Beispielkarte Lippemündungsraum - Verbundfläche mit herausragender Bedeutung
zahlreiche weitere Karten auf GEOPortal.NRW https://www.geoportal.nrw
sowie dem
Beispiel Wesel https://monitor.ioer.de/?raeumliche_gliederung=gebiete&opacity=0.8&zoom=10&lat=51.516007082492614&lng=6.950225830078126&glaettung=0&ind=S11RG&baselayer=topplus&time=2022&raumgl=krs&klassenanzahl=7&klassifizierung=haeufigkeit&darstellung=auto&ags_array=& der Verlust von Naturfläche 2020-2023 im Bereich der Deltaporthäfen ist noch nicht eingerechnet !
aus "Worum es geht" https://www.flaechenportal.nrw.de/index.php?id=3
Mit der Inanspruchnahme von Freiflächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke gehen nicht nur direkte und indirekte ökologische Folgewirkungen einher, sondern es treten auch verstärkt ökonomische und soziale Folgewirkungen auf. Betroffen durch die Inanspruchnahme sind dabei alle Umweltgüter, d.h. Boden, Wasser, Luft und Klima, Biodiversität und das Landschaftsbild.
Ökologische Folgen
10. April 2024
"Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat die deutschlandweit erste regionale Strategie Grüne Infrastruktur erarbeitet. 250 Fachleute aus Planung, Wissenschaft und Praxis haben mitgewirkt. Das im März vom Ruhrparlament des RVR verabschiedete Handlungsprogramm bietet ein Fundament aus Handlungsansätzen und Projektideen sowie bewährtem Praxiswissen, mit denen die Metropole Ruhr ihre Grüne Infrastruktur systematisch weiterentwickeln kann. Ziel ist es, das Ruhrgebiet zu einer klimaangepassten und lebenswerten Metropolregion zu machen und neue Impulse zu aktuellen Herausforderungen wie Klimawandel oder Biodiversität zu setzen.
Die Erarbeitung der Strategie wurde vom Land im Rahmen der Ruhr-Konferenz über die Offensive Grüne Infrastruktur mitinitiiert und gefördert. „Es ist beeindruckend und vorbildlich, wie engagiert die Metropole Ruhr bei der Entwicklung der grünen Infrastruktur vorangeht. Davon profitieren Natur und Mensch gleichermaßen – denn eine vitale grüne Infrastruktur bereichert die Lebensqualität, bietet Lebensraum für die biologische Vielfalt und stärkt die Region für die Herausforderungen des Klimawandels“, betont Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW.
Die Charta Grüne Infrastruktur mit den fünf Leitthemen Lebensqualität, Klimaanpassung, Umweltgerechtigkeit, Artenvielfalt und zirkuläres Bauen & Wirtschaften bildet die Basis. Die Strategie Grüne Infrastruktur konkretisiert diese Entwicklungsvision. Entstanden sind 27 Handlungsziele. Das breite Spektrum der Handlungsmöglichkeiten reicht vom Schutz und der qualitativen Weiterentwicklung von Bestandsgrün bis hin zu einem anderen Umgang mit aktuell „grauen“ Flächen in Form von Umnutzung, teilweiser oder vollständiger Entsiegelung und dem Nachrüsten mit Grüner Infrastruktur. Dabei führt die Strategie Grüne Infrastruktur die Perspektiven des Naturschutzes, der Stadt- und Freiraumentwicklung, der Mobilität, der Klimaanpassung und des Klimaschutzes zusammen und bildet eine übergeordnete Klammer.
„Die Strategie Grüne Infrastruktur ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur grünsten Industrieregion der Welt. Mit 27 Handlungszielen hat sich die Region selbst den Auftrag erteilt, das grüne Kapital in der Metropole Ruhr ganzheitlich zu entwickeln. Die Strategie, die wir gemeinsam im Ruhrparlament verabschiedet haben, schafft nun die Brücke von der Vision in die Umsetzung vor Ort“, so Dr. Frank Dudda, Oberbürgermeister der Stadt Herne und Vorsitzender der Verbandsversammlung."
weitere Informationen zum Projekt "Grüne Infrastruktur"
→ https://www.umwelt.nrw.de/themen/naturschutz/natur/foerderprogramme/gruene-infrastruktur
→ https://www.efre.nrw.de/wege-zur-foerderung/projektaufrufe/gruene-infrastruktur-nrw/
→ parents4future Wesel 14.3.2024 zum Projekt BBP232 https://www.instagram.com/reel/C4fvmY9sj9O/?igsh=MWdtOW90aWxvdjlrcw%3D%3D
→ Quarks / Umelt / Klimawandel /
So ist Deutschland auf die Folgen des Klimawandels vorbereitet -
Hier kannst du nachschauen, was deine Region gegen Extremwetter macht und für die Zukunft plant – und wie stark sie jetzt schon davon betroffen ist.
https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/anpassung-deutschland-klimafolgen/
→ Kreistag Kleve 23.4.2024 - Entscheidung gegen Nationalpark-Bewerbung für Klever Reichswald
https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/nationalpark-bewerbung-klever-reichswald-100.html
https://nationalpark.nrw.de/dialoge/reichswald
Reform des Klimaschutzgesetzes 16.4.2024:Die besten Jahre sind vorbei
Die Ampelkoalition verwässert mit einer Reform das Klimaschutzgesetz.
https://taz.de/Reform-des-Klimaschutzgesetzes/!6004639/
Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, zum Reform des Klimaschutzgesetzes
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/klimaschutzgesetz-kemfert-100.html
https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tagesthemen/video-1331768.html
→ Biodiversitätsziele der EU "Salto rückwärts" für den Artenschutz
tagesschau Stand: 15.04.2024 17:20 Uhr
https://www.tagesschau.de/wissen/klima/biodiversitaet-artenschutz-eu-100.html
NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: "Wir sind fassungslos, wie schnell hier Umweltrecht rückabgewickelt wird und wie schnell Politik vergessen hat, was die sich selbst vorgenommen hat."
https://taz.de/EU-und-Ampel-geben-Bauernprotesten-nach/!6004784/
infosperber (CH)
Die Menschen beschleunigen die Erwärmung der Erde. Doch kurzfristige Interessen verhindern griffige Massnahmen.
https://www.infosperber.ch/dossier/die-klimapolitik-kritisch-hinterfragt/