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Gesundheit und Klima schützen - was kann ich tun - KlimaDocs

Mehr Gesundheit durch Klimaschutz

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Die KlimaDocs sind davon überzeugt, dass eine nachhaltige Lebensweise keinen Verzicht bedeutet,

sondern gesünder und glücklicher macht. Denn Klimaschutz ist auch Gesundheitsschutz.

Der Einsatz für ein gesundes Klima ist einfach und trägt dazu bei, die Grundlage für eine gesunde Menschheit zu bewahren!

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eine Initiative von engagierten Ärzt*Innen und medizinischen Fachleuten*  mit vielen → praktischen Tips

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keine Zeit mehr für Kompromisse    Ψ     Zeit zu handeln!

Tipps zum →REWILDING

 

 

Vorbeugen statt heilen 

Dtsch Arztebl 2023; 120(7): A-287 / B-249

 

Folgende Tipps reduzieren deutlich das individuelle Risiko, an Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Krankheiten zu erkranken:

  • Nicht rauchen
  • Gesunde Ernährung: sollte salzreduziert sein (nicht mehr als sechs Gramm Salz pro Tag) und im Durchschnitt für Erwachsene 2 500 Kilokalorien umfassen. Zudem sollten vor allem gesunde Lebensmittel wie Früchte, Gemüse oder Nüsse verzehrt werden. Vor allem Produkte mit zusätzlichem Zucker oder rotem Fleisch sollten gemieden werden (Empfehlung der Eat-Lancet-Commission zur Planetary Health Diet).
  • Reduktion von Stress
  • Ausreichender Schlaf:Ein Schlafpensum von sieben bis acht Stunden sollte nicht unterschritten werden.
  • Ausreichende Bewegung: Die WHO empfiehlt mindestens 150 bis 300 Minuten körperliche Aktivität mittlerer Intensität oder mindestens 75 bis 150 Minuten hoher Intensität pro Woche.*Einen zusätzlichen Gesundheitsnutzen verspricht sich die WHO von muskelkräftigendem Sport an zwei oder mehr Tagen pro Woche. Außerdem sollten sitzende Aktivitäten möglichst begrenzt und mit leichten Aktivitäten ersetzt werden.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr:Die European Food Safety Agency rät zu einer Gesamtwasseraufnahme von 2,5 Litern für Männer und zwei Litern für Frauen, wobei 20 Prozent mit der festen Nahrung aufgenommen werden.
  • Vermeidung der Exposition zu Giften, insbesondere Alkohol
  • Vermeidung von Sonnenexposition: ausreichender Sonnenschutz, insbesondere bei kleinen Kindern.

* Long-Term Leisure-Time Physical Activity Intensity and All-Cause and Cause-Specific Mortality: A Prospective Cohort of US Adults

 
Abstract Background:
The 2018 physical activity guidelines for Americans recommend a minimum of 150 to 300 min/wk of moderate physical activity (MPA), 75 to 150 min/wk of vigorous physical activity (VPA), or an equivalent combination of both. However, it remains unclear whether higher levels of long-term VPA and MPA are, independently and jointly, associated with lower mortality.
 
Methods:
A total of 116 221 adults from 2 large prospective US cohorts (Nurses’ Health Study and Health Professionals Follow-up Study, 1988–2018) were analyzed. Detailed self-reported leisure-time physical activity was assessed with a validated questionnaire, repeated up to 15 times during the follow-up. Cox regression was used to estimate the hazard ratio and 95% CI of the association between long-term leisure-time physical activity intensity and all-cause and cause-specific mortality.
 
Results:
During 30 years of follow-up, we identified 47 596 deaths. In analyses mutually adjusted for MPA and VPA, hazard ratios comparing individuals meeting the long-term leisure-time VPA guideline (75–149 min/wk) versus no VPA were 0.81 (95% CI, 0.76–0.87) for all-cause mortality, 0.69 (95% CI, 0.60–0.78) for cardiovascular disease (CVD) mortality, and 0.85 (95% CI, 0.79–0.92) for non-CVD mortality. Meeting the long-term leisure-time MPA guideline (150–299 min/wk) was similarly associated with lower mortality: 19% to 25% lower risk of all-cause, CVD, and non-CVD mortality. Compared with those meeting the long-term leisure-time physical activity guidelines, participants who reported 2 to 4 times above the recommended minimum of long-term leisure-time VPA (150–299 min/wk) or MPA (300–599 min/wk) showed 2% to 4% and 3% to 13% lower mortality, respectively. Higher levels of either long-term leisure-time VPA (≥300 min/wk) or MPA (≥600 min/wk) did not clearly show further lower all-cause, CVD, and non-CVD mortality or harm. In joint analyses, for individuals who reported <300 min/wk of long-term leisure-time MPA, additional leisure-time VPA was associated with lower mortality; however, among those who reported ≥300 min/wk of long-term leisure-time MPA, additional leisure-time VPA did not appear to be associated with lower mortality beyond MPA.

Conclusions:  The nearly maximum association with lower mortality was achieved by performing ≈150 to 300 min/wk of long-term leisure-time vigorous physical activity VPA, 300 to 600 min/wk of long-term leisure-time moderate physical activity MPA, or an equivalent combination of both.

Schlussfolgerungen:  Die nahezu maximale Assoziation mit einer niedrigeren Sterblichkeitsrate wurde durch ≈150 bis 300 min/Woche langfristige intensive körperliche Aktivität in der Freizeit (VPA), 300 bis 600 min/Woche langfristige moderate körperliche Aktivität in der Freizeit (MPA) oder eine gleichwertige Kombination aus beidem erreicht.

https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/CIRCULATIONAHA.121.058162

 

Über den Verlust der Nacht und die Bedeutung der Dunkelheit

Über den Verlust der Nacht und die Bedeutung der Dunkelheit

Weihnachten 2023 Lippemündungsraum

schreibt die Biologin Sopie Kimmig in ihrem im Frühjahr 2023 erschienen Buch: Lebendige Nacht - Vom verborgenen Leben der Tiere.

Erscheinungsdatum: 20.03.2023 | 272 Seiten, Hanser Verlag, ISBN 978-3-446-27611-6 | E-Book ISBN 978-3-446-27696-3 https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/lebendige-nacht/978-3-446-27611-6/

Sophia Kimmig, geboren 1988, erforscht an einem Institut der Leibnizgesellschaft in Berlin (https://www.leibniz-gemeinschaft.de/), wie Wildtiere sich an verändernde Lebensraumbedingungen anpassen. 2021 erschien ihr Bestseller Von Füchsen und Menschen. In Vorträgen, durch Medienarbeit und mit ihren Texten verfolgt sie ihr Anliegen, Menschen die Vielfalt und den Wert der Natur näherzubringen und Akzeptanz für Natur- und Artenschutz zu schaffen. Die Autorin lebt in Berlin. 

Ein faszinierendes Paralleluniversum: Sophia Kimmig entführt in die Dunkelwelt und öffnet die Augen für die Wunder der Nacht direkt vor unserer Tür.

Wenn die Sonne untergegangen ist, wird es bei den Wildtieren erst richtig interessant: Wo tagsüber Menschen auf Busse warten, durchwühlt eine Wildschweinfamilie den Mülleimer an der Haltestelle. Füchse suchen nach Futter, Glühwürmchen senden Blinksignale an potenzielle Partner, Waschbären durchstöbern das Gebüsch. Die Nacht ist nicht nur eine Zeit, sondern ein vielfältiger Lebensraum, über den wir immer noch zu wenig wissen. Die Wildbiologin Sophia Kimmig ist den Geheimnissen der Nacht auf der Spur. Sie stellt dabei nicht nur ihre wilden Bewohner vor, sondern zeigt auch, wie es ist, in dieser Parallelwelt zu leben: Wie sie entstand, wie es dort aussieht, sich anfühlt oder riecht. Eine faszinierende Reise zu den Wundern der Nacht. 

in einem eigenen Kapitel beschreibt sie die Folgen der Lichtverschmutzung - für die Natur und insbesondere für uns Menschen

Der Anblick der Milchstrasse ist atembraubend schön, eigentlich kann man sie jede Nacht betrachten, wenn der Himmel nicht von Wolken bedeckt ist. Daß ein Großteil der Menschen sie garnicht kennt, ist Folge unserer Lichtverschmutzung. Künstliches Licht in der Atmosphäre läßt den Nachthimmel zu einem diffusen Glühen verschmelzen. 99% aller Europäer und US Amerikaner leben unter so einem aufgehellten Nachthimmel.

Über den Städten läßt sich die Lichtverschmutzung besonders eindrucksvoll beobachten. Wer sich innerhalb der Stadt befindet, wird bemerken, daß es niemals wirklich dunkel wird. Da Licht heute so günstig ist wie nie zuvor, nimmt die weltweite Lichtverschmutzung um zwei bis sechs Prozent pro Jahr zu.

heller als der Vollmond - hunderte Lichter, die aus einer Entfernung von zig Kilometern sichtbar sind

Die Forschung zur Lichtverschmutzung steckt quasi noch in den Kinderschuhen, denn lange mußte sie um die Anerkennung ihrer Relevanz kämpfen. Bis heute besteht ein mangelndes Problembewußtsein für die negativen Effekte für zu viel Licht zur falschen Zeit und am falschen Platz. Möglicherweise hat dies damit zu tun, daß wir selbst kaum noch ein Gefühl für die Intensität von künstlichem Licht besitzen, nachdem es so allgegenwärtig geworden ist.

Erst wenn man sich bewußt macht, daß künstliches Licht das Tausendfache und Abertausendfache des natürlichen Nachtlichtes in die Dunkelheit bringt, kann man erahnen, wieviel Schaden so ein Eingriff anrichten kann.

Über Millionen von Jahren hat sich die Natur im Rhythmus aus Dunkelheit und Licht entwickelt. Die inneren Uhren der Lebenwesen haben sich genau nach diesem Muster ausgerichtet. Was passiert, wenn dieses natürliche Gleichgewicht durcheinander gerät, sieht man an einer Vielzahl von Lebewesen - von Pflanzen bis zu Tieren.

Geschätzte 150 Milliarden (!) nachtschwärmende Insekten werden allein in Deutschland jedes Jahr durch Licht getötet. Mehrere tausend Nachtfalter können an einer einzigen Laterne in nur einer Nacht ums Leben kommen. In Lichtfallenexperimenten lag der erschreckende Rekord bei der Anzahl angelockter Tiere bei 50.000 Exemplaren.

Auch vielen Vögeln werden die künstlichen Lichter zum Verhängnis. Leuchttürme, Flutlichter, Skybeamer und viele andere Lichter locken Vögel in den Tod, wenn diese damit kollidieren oder bis zur Erschöpfung ihre Kreise um die Lichtquellen ziehen. Das künstliche Licht birgt noch weitere Gefahren, in dem es den Sternenkompass der Vögel durcheinander bringt.... Fledermäuse gehören ebenfalls zu den Leidtragenden künstlich erhellter Nächte....  Auch viele extrem lichtempfindliche Frosch- und Krötenarten werden vom künstlichen Licht im wahrsten Sinne des Wortes geblendet..... künstliches Licht in der Nacht kann auch den Winterschlafrhythmus von Tieren wie z.B. dem Feldhamster durcheinander bringen....

Arten, die im Dunkeln jagen und sich an diesen Lebensraum angepasst haben, bekommen genauso Probleme durch Lichverschmutzung wie diejenigen, die sich im Schutz der Nacht verbergen. Egal ob innere Uhren, saisonale Rhythmen, Orientierung, mondgetriebenes Verhalten, Räuber-Beute-Beziehungen, Partnersuche, Nahrungsnetze oder Fortpflanzung - Licht zur falschen Zeit stört das empfindliche Räderwerk der Natur und bringt über Jahrtausende bis Jahrmillionen entstandene Anpassungen aus dem Gleichgewicht.

Letztlich sind alle Lebewesen in irgendeiner Form von der Dunkelheit abhängig. Wir sollten sie also unbedingt besser schützen.

Die Bedeutung der Dunkelheit

... durch Studien zur Gesundheit von Menschen wissen wir, daß ein Leben gegen den uns angeborenen Rhythmus und zu viel Licht in der Nacht ernsthafte Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Übergewicht, Prostata- und Brustkrebs, Stress, Depressionen, Tumorwachstum und Parkinson sind nur einige Beispieler, in denen sich Licht negativ auswirken kann.

... Möglicherweise verdanken wir der Nacht neben erholsamen Schlaf und so manchen kreativen Gedanken also sogar unsere Fähigkeit zu sprechen. Wenn es gilt, den Verlust der Nacht zu verhindern, mag das viel essentieller sein, als es zunächst scheint. Die Dunkelheit ist Teil unserer Stammesgeschichte und unserer kulturellen Evolution. Auch wenn wir tagsaktive Wesen sind, gehört die Nacht und der Rhythmus, den sie mit sich bringt, unweigerlich zum Menschsein. Zu guter Letzt brauchen wir die Dunkelheit, weil die Natur sie braucht und wir ein Teil von ihr sind.

Es wird Zeit, daß wir dem Verlust der Nacht mehr Aufmerksamkeit schenken.

Dazu müssen mehr Menschen erfahren, wie verletztlich die Dunkelheit ist und mit ihr das Leben, das sie hervorgebracht hat. Ich persönlich hoffe, dass es hilft, den Menschen die Schönheit der Nacht wieder näher zu bringen. Vielleicht erkennen sie dann, wie schützenswert sie ist.

Während ich eine Hommage an die Nacht geschrieben habe, von dem sie gerade einen Teil lesen, haben sich viele weitere dem Schutz der Nacht verschrieben.

Die >>International Dark Sky Association<< oder weniger dramatisch IDA versteht sich als eine Vereinigung zum Schutz der natürlichen Nacht. Auf ihrer Seite finden sie allerlei Infomationen zur Lichtverschmutzung, aber auch Tipps, wo sie am besten Sterne gucken können.

→ International Dark Sky Association https://darksky.org/

 

Problematik nächtliche Lichtverschmutzung im Lippemündungsraum:

https://initiative-lippemuendungsraum.de/index.php/bedrohungen/lichtverschmutzung

https://initiative-lippemuendungsraum.de/index.php/aktuelles/115-neue-gefaehrdung-von-fledermaeusen-voegeln-und-insekten-im-naturschutzgebiet-der-lippemuendungsregion-durch-naechtliche-lichtverschmutzung

 

Das Buch beschäftigt sich in einem viel größeren Teil mit den Geschöpfen der Nacht, die den allermeisten Menschen entweder garnicht oder nur wenig bekannt sind.

Wem ist schon bewußt, daß schätzungsweise 62% aller Tierarten dämmerungs- bzw. nachaktiv sind? Bei der Säugetieren sind es sogar 2/3, die dämmerungs- bzw. nachtaktiv sind! Etwa ein Fünftel aller Vogelarten singt, fliegt und lebt in der dunklen Tageshälfte. Bei den Amphibien sind mit 90% besonders viele nachtaktiv. Die mit Abstand artenreichste Gruppe unseres Planenten - die Insekten - verteilt sich in etwa gleichen Teilen auf die helle und dunkel Seite des Tages. Auch in der Welt der Pflanzen sind einige auf die Nacht spezialisiert. Offenbar haben sich eine Menge Lebewesen im Lauf der Evolution in der dunklen Seite des Tages eingerichtet.

Im Lauf ihres Buches beschreibt Sophie Kimmig viele von ihnen; eine spannende Reise in eine, in vielen Teilen unbekannte, schöne Welt!

 → zum Buch https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/lebendige-nacht/978-3-446-27611-6/ 

 

→ Zu den besonderen Nervenzellen der Netzhaut des Auges, die für die Steuerung des Biorhythmus wichtig sind:

aus WIKIPEDIA   https://de.wikipedia.org/wiki/Fotosensitive_Ganglienzelle

"Fotosensitive Ganglienzellen oder (intrinsisch) photosensitive Ganglienzellen (ipRGC) sind ein Typ von Neuronen in der Netzhaut des Säugetierauges, wo sie neben Stäbchen und Zapfen eine dritte Klasse von Fotorezeptoren bilden. Sie zählen zu den retinalen Ganglienzellen (RGC) und werden erst seit Beginn der 1990er Jahre näher untersucht.[1] Im Unterschied zu den anderen Ganglienzellen der Netzhaut sind sie eigenständig (intrinsisch) lichtempfindlich (photosensitiv). Sie enthalten ein besonderes Photopigment, das Melanopsin. Melanopsinhaltige Ganglienzellen sind über die ganze Netzhaut verteilt, aber im unteren nasalen Teil empfindlicher.[2]

Funktion

Photosensitive Ganglienzellen machen nur einen kleinen Anteil der Ganglienzellen der Netzhaut aus (rund 1 %). Sie transduzieren Licht deutlich langsamer als Stäbchen- oder Zapfenzellen in zelluläre Signale. Ihre Funktion ist nicht die Bild- oder Mustererkennung, sondern eine stabile Wahrnehmung der Umgebungshelligkeit.[3] Dabei erfüllen sie mindestens drei Hauptfunktionen:

Das Fotopigment der fotosensitiven Ganglienzellen, Melanopsin, wird am stärksten von Licht im kurzwelligen (blauen) Bereich des sichtbaren Spektrums angeregt. Die maximale Empfindlichkeit liegt bei einer Wellenlänge von 480 nm.[4]"

 


taz 8.5.2024 - Bis zum Absturz: Warum Insekten ums Licht fliegen    https://taz.de/Bis-zum-Absturz/!6006951/

Dt. Ärzteblatt 2.Mai 2024 - Künstliches Licht in der Nacht könnte Allergierisiko erhöhen https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/151086/Kuenstliches-Licht-in-der-Nacht-koennte-Allergierisiko-erhoehen

→ taz vom 8.8.2024 - Folgen von Lichtverschmutzung: Insekten verschmähen Blätter | Durchgängig eingeschaltete Straßenlampen machen Blätter härter und für Insekten ungenießbar. Darunter könnte die Nahrungskette leiden.  https://taz.de/Folgen-von-Lichtverschmutzung/!6028773/

 

 

unsere Bäume - unsere Lebensretter

unsere Bäume - unsere Lebensretter

 

Im Sommer werden Städte zu urbanen Hitzeinseln – mit Folgen für die Gesundheit der Menschen. Nun berechnet eine Studie, in welchem Maß eine höhere Baumdichte kühlend wirken würde und dadurch Leben retten könnte.

Mehr Bäume in Städten könnten im Sommer die Zahl der Hitzetoten deutlich reduzieren. Das berichtet ein internationales Forschungsteam nach Analysen von 93 europäischen Großstädten, darunter sieben deutsche Metropolen. Würde man die Bedeckung durch Baumkronen in den Städten von derzeit durchschnittlich knapp 15 Prozent auf 30 Prozent verdoppeln, würde die Temperatur dort im Sommer im Mittel um 0,4 Grad sinken. Das könnte die Zahl der hitzebedingten vorzeitigen Todesfälle um knapp 40 Prozent verringern, wie die im Fachblatt „The Lancet“ vorgestellte Studie ergab.

 

mehr zu unseren (Lippemündungsraum-) Bäumen

und auch zu ihren Problemen (mit uns)

https://initiative-lippemuendungsraum.de/index.php/bedrohungen/verlust-von-baeumen

 

und https://initiative-lippemuendungsraum.de/index.php/aktuelles/99-betuwe-ausbau-schaedigung-der-natur-baumverluste

und https://initiative-lippemuendungsraum.de/index.php/aktuelles/98-faellen-einer-190-jahre-alten-eiche-lippedorf-weihnachten-2022

 

und zu unseren Problemen mit der (kommenden/ zukünftigen) Hitze

https://initiative-lippemuendungsraum.de/index.php/aktuelles/78-the-heat-is-on-unep-emmissions-gap-report-2021-26-oktober-2021

und https://gallenkemper.de/neuigkeiten/neuigkeiten-2022-05-nirgends-mehr-hitzetote-als-in-deutschland.html

 

 

 

Der Wert von alten großen Bäumen bzw. ihr Verlust durch Fällen -

Greenpeace.at - Intakte Wälder schützen - warum ist der Wald so wichtig? https://greenpeace.at/hintergrund/baeume-pflanzen-klima/

Lassen sich alte, große Bäume durch Nachpflanzungen ersetzen?

 

NABU Grundsatzprogramm WALD  https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/waelder/grundsatzprogramm.html  |  https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/wald/230116-nabu-grundsatzprogramm_wald.pdf

Grundsatz-Programme und Positions-Papiere des NABU: https://www.nabu.de/wir-ueber-uns/was-wir-tun/32439.html#grund 

→ Waldzustandsbericht 2023 - rnd - https://www.rnd.de/wissen/waldsterben-wo-sterben-besonders-viele-baeume-laender-im-ueberblick-BYXBWXRZE5H4HOZNHCHEPEKPYU.html

Dramatik des Waldsterbens in NRW: Waldzustandsbericht NRW 2023"Negativer Trend setzt sich fort:Nur ein Viertel der Bäume, also 25 Prozent, weist keinen Verlust von Nadeln oder Blättern auf (Vorjahr: 28 Prozent). 36 Prozent (34 Prozent in 2022) der Bäume weisen in diesem Jahr mittlere und 39 Prozent (38 Prozent in 2022) sogar starke Verluste von Nadeln und Blättern auf. Eine weitere Verschlechterung von Vitalitätswerten der Bäume ist seit dem Beginn der Erhebung im Jahr 1984 festzustellen. Vor allem seit dem Jahr 2018 setzen Wetterextreme den Bäumen zu. https://www.wald-und-holz.nrw.de/wald-in-nrw/waldzustand >> https://www.wald-und-holz.nrw.de/fileadmin/Wald_in_NRW/waldzustandsbericht_nrw_2023_kurz.pdfhttps://www.wald-und-holz.nrw.de/fileadmin/Wald_in_NRW/waldzustandsbericht_nrw_2023_lang.pdf


→ taz 7.8.2023 Was tun gegen die Hitze?               Begrünenund beblauen - Quelle:https://taz.de/Was-tun-gegen-die-Hitze/!5949075/

von Ute Scheub & Stefan Schwarzer

"Es herrscht Sommerschmerz statt Sommerfrische: Extremwetter machen Angst. Doch wir können viel tun, um Städte und Landschaften zu kühlen.

Italien, Spanien, Griechenland, Algerien – rund ums Mittelmeer leiden Mensch und Natur unter extremer Hitze, Dürre und Waldbränden. Das Lebensgefühl des dolce vita verbrennt. Vergangen die Zeit, als wir das türkisblaue Mittelmeer genießen konnten. Stattdessen: Sommerschmerz. Trauer und Hitzeangst. Doch jetzt in Ohnmacht und Depression zu versinken, wäre völlig falsch. Um Städte und Landschaften zu kühlen, können wir sehr viel tun.

Wenn wir uns die Erde als lebendigen Planeten vorstellen, dann sind Flüsse seine Adern und Bäume die Schweißdrüsen. Pflanzen verbrauchen Wasser und sorgen dadurch für Verdunstungskühle, Wolken und neuen Niederschlag. Das kühlt unsere Erde in enormem Ausmaß und hält ihre Wasserkreisläufe in Gang. Ein einziger großer Baum verdunstet an einem Sommertag rund 400 Liter und kühlt damit seine Umgebung wie zehn gleichzeitig laufende Klimaanlagen.

Zudem stößt er winzige Biopartikel aus, die Regen fördern, weil sich Wassermoleküle daran heften können. Ungefähr die Hälfte des Niederschlags entsteht nicht über dem Meer, sondern über Land – der Prozentsatz schwankt je nach geografischer Gegebenheit. Im Grunde fällt der Regen nicht vom Himmel, sondern wird im Boden erzeugt.

Der Mikrobiologe Masanobu Fukuoka drückte es so aus: „Wüstenbildung ist nicht auf das Ausbleiben des Regens zurückzuführen, sondern der Regen hört auf zu fallen, weil die Vegetation verschwunden ist.“

Abwechselnd Dürren und Starkregen

Die Auswirkungen von fehlendem Grün und Blau sind von der Klimawissenschaft jedoch lange unterschätzt worden. Nicht nur CO2, auch die massive Schädigung der „Haut der Erde“ verursacht abwechselnd Dürren und Starkregen, weil die dämpfenden und kühlenden Elemente fehlen.

Wüste entsteht nicht durch Ausbleiben des Regens, Regen hört auf zu fallen, weil die Vegetation verschwunden ist

Doch Wasser wird bis heute eher als Abwasser denn als unersetzliches Lebenselement behandelt: Auf Äckern wird es durch Gräben abgeleitet, in der Stadt durch Kanalisation. So landet es letztlich im Ozean und erhöht den Meeresspiegel zusätzlich, während Kontinente langsam austrocknen.

In Deutschland verschwinden zudem täglich rund 54 Hektar Grün unter Neubauten und Straßen. Asphalt aber ist ein Hitzespeicher, genauso wie nackter Boden: Auf einem abgeernteten Maisfeld haben wir 2022 knapp 70 Grad gemessen.

Fehlende Verdunstung erzeugt Hitzeinseln und noch mehr Dürre. Die Bodenfeuchte nimmt ab und das Grundwasser sinkt – auch im eigentlich regenreichen Deutschland. Auch wenn der Juli 2023 mehr Regen brachte als gewöhnlich: Laut Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung herrscht in weiten Teilen Deutschlands in 1,8 Meter Tiefe immer noch „außergewöhnliche Dürre“.

Slow Water heißt die Parole

Doch die buchstäbliche Verwüstung des Planeten ist aufhaltbar. Unzählige Beispiele rund um die Welt zeigen das ungeheure, bisher nicht im Entferntesten ausgeschöpfte Potenzial natürlicher Klimalösungen.

Dazu gehören die Renaturierung von Mooren, Feuchtgebieten und Flüssen; Aufforstung klimaresistenter Mischwälder sowie der Meere mit Algen, Seegras und Mangroven; Methoden der regenerativen Landwirtschaft wie Agroforst (Bäume auf dem Acker), Mobgrazing (Herdentiere eng halten, Zäune täglich versetzen), Keyline Design (höhenparallele Wasserspeicherung), Zwischenfrüchte, Mischkulturen.

Manchmal reicht es schon, Wasserläufe mit Baumstämmen und kleinen Erdwällen zu verlangsamen, sodass Wasser wieder im Boden gespeichert wird. Slow Water!, heißt die Parole.

Die Sommerniederschläge in Europa, die jetzt am Mittelmeer fehlen – einzelne Starkregen ändern nichts an der Dramatik –, könnten mittels Aufforstung naturnaher Wälder ohne Anbauverluste gesteigert werden, ergaben Studien. Besonders große Effekte seien in Teilen Deutschlands, West- und Südwestfrankreichs, auf der Iberischen Halbinsel, in Italien und der Adriaküste herunter bis Griechenland zu erwarten, so Ronny Meier von der ETH Zürich.

Der spanische Meteorologe Millán Millán glaubt, dass der Mittelmeerraum vor allem deshalb austrocknet, weil feuchte Meeresluft nicht mehr auf Küstenwälder stößt und dort abregnen kann. Dadurch würden Regenmuster in ganz Europa verändert. Ergo wäre die Aufforstung von Küsten besonders wirksam.

Städte, die saugen können

Meterologe Millán Millán:„Der Mittelmeerraum trocknet vor allem deshalb aus, weil feuchte Meeresluft nicht mehr auf Küstenwälder stößt und dort abregnen kann. Dadurch werden Regenmuster in ganz Europa verändert“

Auch der Umbau unserer Städte zu „Schwammstädten“ könnte enorme Effekte haben. Damit ist gemeint, dass sich Siedlungen bei Regen und Fluten vollsaugen und bei Hitze das Wasser langsam verdunsten können. Kopenhagen und andere Metropolen machen es vor: mit Gründächern, Grünfassaden, Dachgärten, Wasserrückhaltebecken unter Parks, Frischluftschneisen und mehr.

Bei einem solchen „Greening“ und „Blueing“können fast alle mitmachen. Ei­gen­tü­me­r:in­nen können etwa Regentonnen unter Dachrinnen stellen oder Rasen durch dürreresistente Wildkräuter ersetzen. Mieter:innen, die in heißen Innenstädten oft besonders leiden, können Druck ausüben, damit bepflanzte „Superblocks“ wie in Barcelona entstehen, oder Brachflächen zu „Tiny Forests“ umbauen. Weitere Ideen finden sich in unserem Buch. All das könnte lebensrettend werden in kommenden Hitzesommern.

Laut einem Team der ETH Zürich, das 300 Städte in Europa untersuchte, sind Orte mit viel Bäumen um bis zu 12 Grad kühler; zudem dämpfen sie Starkregen und Fluten.Lokale Gruppen können zwar nicht den CO2-Gehalt der Atmosphäre senken, aber die Temperaturen vor Ort – im Einzelfall bis zu 20 Grad.

Natürliche Klimalösungen sind billig, effektiv und haben neben der CO2-Speicherung unzählige Win-win-Effekte für Artenvielfalt und menschliche Gesundheit. Ihnen fehlt nur eins: eine starke Lobby. Vor Kurzem hätte ein Bündnis aus Konservativen, Bauernverband und Chemieindustrie sogar beinahe die Renaturierungsansätze im EU-Parlament gekillt. Deshalb sollten wir alle ihre Lobby werden. Allein schon, um wieder dolce vita in intakter Natur erleben zu können."

Gemeinsam haben Ute Scheub und Stefan Schwarzer 2017 den Bestseller „Die Humusrevolution“ verfasst und 2023 „Aufbäumen gegen die Dürre – Wie uns die Natur helfen kann, den Wassernotstand zu beenden“, beide bei oekom erschienen.

 


Updates / weitere Informationen

tagesschau 30.01.2024 : Agroforstwirtschaft  -Wie Bäume und Hecken auf dem Acker helfen - Baumreihen auf dem Feld schützen vor Bodenerosion und Verdunstung - und sichern den Landwirten dadurch wichtige Erträge. Von der sogenannten Agroforstwirtschaft profitiert aber auch die Gesellschaft. https://www.tagesschau.de/wissen/klima/agroforst-100.html

→ BMEL  Waldzustandserhebung 2023 zeigt schlechten Zustand.  Der Wald in Deutschland ist in einem schlechten Zustand. Von den verbreitetsten Arten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche sind vier von fünf Bäumen krank. Das ist das Ergebnis der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)veröffentlichten Waldzustandserhebung 2023. Trotz besserer Ausgangsbedingungen leiden die Bäume nach wie vor unter der andauernden Trockenheit und den hohen Temperaturen seit 2018. Der Zustand des Waldes hat sich seit dem Vorjahr daher kaum verändert. https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/043-waldzustandserhebung.html | → Bericht .pdf https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/waldzustandserhebung-2023.html

 → 30.7.2024:  Waldzustand 2024 – Waldsterben – der deutsche Wald verschwindet

 → Freitag, 25. Oktober 2024 Deutsches Ärzteblatt - Urbane Grünflächen senken offenbar hitzebedingte Morbidität und Mortalität. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/155183/Urbane-Gruenflaechen-senken-offenbar-hitzebedingte-Morbiditaet-und-Mortalitaet "

Die urbane Vegetation  scheint auch einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefin­den der Einwohner auszuüben, was möglicherweise den negativen gesundheitlichen Auswirkungen hoher Tempera­turen entgegenwirkt. Der Review erschien in BMJ Open (2024; DOI: 10.1136/bmjopen-2023-081632).... So dokumentierte eine australische Studie eine durchschnittliche Reduktion sommerlicher Temperaturen durch begrünte Flächen in einer Größenordnung zwischen 0,5 und 2 Grad Celsius. Eine ebenfalls aus Aus­tralien stammende Studie fand ähnliche Reduktionen des UTCI (Universal Thermal Climate Index) und ergab eine Reduktion von Hitzetoten um bis zu 11,7 Fälle pro Tag durch Begrünungsmaßnahmen. In einer amerikanischen Studie berechneten Forschende, dass in Großstädten die existierende Baumbepflan­zung gegenüber völlig baumlosen urbanen Zonen jährlich bis zu 543 Hitzetote vermeidet und eine Erweite­rung des innerstädtischen Baumbestands um 10 % die jährliche Hitzemortalität zwischen 83 bis 247 Todes­fälle senken würde. Fast alle anaylsierten Publikationen zeigen Zusammenhänge zwischen hohen Temperaturen und geringer Vegetation einerseits und Hospitalisierungsraten sowie Mortalität andererseits auf."