taz 9.11.2023 https://taz.de/Neue-Studie-zum-Artensterben/!5968590/
Eine neue Studie schlägt Alarm: Mehr als doppelt so viele Tier- und Pflanzenarten als bekannt sind bedroht.
Je genauer die Wissenschaft hinschaut, desto schlimmer wird die Lage: Anstatt der weltweit etwa eine Million Arten, die vom Aussterben bedroht sind, sind es wohl eher zwei Millionen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie um Axel Hochkirch, Kurator für Ökologie am Nationalmuseum für Naturgeschichte in Luxemburg. Sie ist am Mittwoch in der renommierten Zeitschrift Plos One veröffentlicht worden.
→ Faktencheck Artenvielfalt | Living Planet Index
weiter im Text https://taz.de/Neue-Studie-zum-Artensterben/!5968590/
Kommentar Forschung & Lehre https://www.forschung-und-lehre.de/forschung/hat-deutschland-das-artenschutzabkommen-verletzt-6028
Originalartikel in PLOS ONE: https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371%2Fjournal.pone.0293083
Dramatik des Insektensterbens: "Die Zahl der Insekten in Deutschland ist nicht nur zurückgegangen, sie ist regelrecht eingebrochen: Dreiviertel aller Fluginsekten ist im Verlauf von nicht einmal dreißig Jahren verschwunden, so dass schockierende Ergebnis einer der relevantesten Studien zum Thema." https://www.ardalpha.de/wissen/natur/tiere/artenschutz/rote-liste/insekten-insektensterben-insektenschwund-bienen-schmetterlinge-grillen-kaefer-100.html
Dramatik des Waldsterbens in NRW: Waldzustandsbericht NRW 2023" Negativer Trend setzt sich fort: Nur ein Viertel der Bäume, also 25 Prozent, weist keinen Verlust von Nadeln oder Blättern auf (Vorjahr: 28 Prozent). 36 Prozent (34 Prozent in 2022) der Bäume weisen in diesem Jahr mittlere und 39 Prozent (38 Prozent in 2022) sogar starke Verluste von Nadeln und Blättern auf. Eine weitere Verschlechterung von Vitalitätswerten der Bäume ist seit dem Beginn der Erhebung im Jahr 1984 festzustellen. Vor allem seit dem Jahr 2018 setzen Wetterextreme den Bäumen zu.
Problematik nächtliche Lichtverschmützung - Schwerpunktartikel der Initiative: https://initiative-lippemuendungsraum.de/index.php/bedrohungen/lichtverschmutzung
Problematik des Artensterbens - Buchempfehlung für alle Entscheider*innen / Politiker*innen
Schwerpunktartikel der Initiative:
Bedrohlicher als der Klimawandel -
Das Verschwinden der Arten ist die Krise des Jahrhunderts
Updates
10. November 2023 INFO NABU - Das EU-Gesetz zur Wiederherstellung der Natur
hat die nächste Hürde genommen: Die Trilogverhandlung endet mit einer Einigung. → https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/naturschutz/europa/33254.html
10. November 2023 - Das Ruhrparlament hat den neuen Regionalplan Ruhr (inkl Kreis Wesel) beschlossen: unter anderem plant es eine deutliche Ausweitung der Naturflächenvernichtung durch Ausweitung der Auskiesungsflächen - weitere Infomationen unter:
Regionalplan Ruhr: So ist der Stand im Streit um Kiesabbauflächen: 932 zusätzliche Hektar sind im Regionalplan als Kiespotenzialflächen ausgezeichnet. Das macht sie nicht sofort zu konkreten Abbaugebieten, aber allein die Möglichkeit, dass sie es werden könnten, bringt die betroffenen Kommunen, Teile der Bevölkerung und den Kreis Wesel selbst auf die Barrikaden. Sie argumentieren unter anderem, dass die bereits ausgewiesenen Flächen noch ausreichend Kies und Sand für die kommenden zwei Jahrzehnte vorhalten. Das ist exakt der Horizont, den der Landesentwicklungsplan momentan als Versorgungszeitraum vorgibt.
Außerdem verweisen sie auf die Landesregierung, die sich in ihrem Koalitionsvertrag einen nachhaltigeren Umgang mit nicht nachwachsenden Rohstoffen auferlegt hat. Dafür muss sie den Landesentwicklungsplan ändern. Das wird aber noch dauern, weshalb die Kommunen und der Kreis Wesel gefordert hatten, den Kieskomplex aus dem Regionalplan zu lösen und in einen Teilplan auszugliedern, zumindest solange das Land an einem neuen Landesentwicklungsplan strickt.
→ Kies- und Sand Abbau in der Lippeaue (initiative-lippemuendungsraum.de) https://www.initiative-lippemuendungsraum.de/index.php/bedrohungen/flaechenverbrauch-und-versiegelung?start=3
→ https://www.rvr.ruhr/themen/staatliche-regionalplanung/
→ https://www.rvr.ruhr/themen/regionalentwicklung/
→ zum Landesentwicklungsplan NRW https://landesplanung.nrw.de/landesentwicklungsplan-nrw | https://landesplanung.nrw.de/regionalplanung
04.11.2023 13:54 "Laudate Deum" - Papst Franziskus fordert Paradigmawechsel in unserer Beziehung zur Natur https://www.rechte-der-natur.de/de/aktuelles-details/laudate-deum-papst-franziskus-und-mutter-erde.html
Er stellt fest, „dass die Welt, die uns umgibt, kein Objekt der Ausbeutung, des ungezügelten Gebrauchs und des grenzenlosen Ehrgeizes ist“, und dass die Natur nicht unsere „Umgebung“ ist, sondern wir Teil der Natur, in ihr eingeschlossen in ständiger Wechselwirkung mit ihr. Dass wir die Welt nicht von außen sehen, sondern von innen. Mit diesen Worten unterstreicht er die Notwendigkeit eines grundlegenden Perspektivwechsels: Die Erkenntnis, dass die Menschheit nicht von der Natur getrennt ist, sondern ihr integraler Bestandteil. ... Er beschreibt (nicht zum ersten Mal und auch nicht als erster Vertreter des Heiligen Stuhls), dass das technokratische Paradigma unsere Harmonie im Zusammenleben mit der Natur und unseren Mitmenschen tiefgreifend zerstört hat und dass es das Grundproblem unserer Zeit ist, dass die Entwicklung unserer sittlichen Reife mit den technischen Möglichkeiten mitgewachsen ist. ... Er kritisiert, dass wir in dem Gedanken aufgewachsen sind, dass wir Eigentümer und Herrscher von Mutter Erde seien und berechtigt, sie auszuplündern. Und dass wir vergessen haben, dass wir selber Erde sind, aus den Elementen des Planeten gebildet. https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/dossiers_2023/2023-10-04_Apostolisches-Schreiben-Laudate-Deum.pdf
→ Tagesschau 11.1.2024 Meeresschutz und Fischerei - Bauernopfer der Sparmaßnahmen? - Die Bundesregierung will mehrere Millionen für Meeresschutz und Fischerei kürzen und dafür Gesetzesvorgaben rückwirkend ändern. Auch die Bauernproteste spielen dabei eine Rolle. Umweltschützer und Fischer protestieren. https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/meeresnaturschutz-fischerei-bundeshaushalt-finanzierung-100.html
→ Tageschau 15.1.2024 Biodiversitätsziele 2030 Mehr Wildnis gegen die Artenkrise: "Beim Klimawandel geht es darum, wie wir in Zukunft leben. Beim Artensterben geht es darum, ob wir als Menschheit überleben", sagt Katrin Böhning-Gaese, Direktorin am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt am Main. Die Biologin fordert, mehr Flächen in Deutschland auszuweisen, bei denen komplett auf menschliche Nutzung verzichtet wird - also mehr Wildnis. " https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/wildnis-artensterben-100.html
→ BMEL Waldzustandserhebung 2023 zeigt schlechten Zustand. Der Wald in Deutschland ist in einem schlechten Zustand. Von den verbreitetsten Arten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche sind vier von fünf Bäumen krank. Das ist das Ergebnis der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) veröffentlichten Waldzustandserhebung 2023. Trotz besserer Ausgangsbedingungen leiden die Bäume nach wie vor unter der andauernden Trockenheit und den hohen Temperaturen seit 2018. Der Zustand des Waldes hat sich seit dem Vorjahr daher kaum verändert. https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/043-waldzustandserhebung.html | → Bericht .pdf https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/waldzustandserhebung-2023.html
→ taz 11.8.2024 Fischsterben in Italien: Notstand in der Perle der Toskana: Nach dem großen Fischsterben in der Lagune von Orbetello leckt die Region ihre Wunden. 35 Grad warmes Wasser tötetet fast alles Leben. https://taz.de/Fischsterben-in-Italien/!6029159/
→ taz 6.3.2024 Pelagos-Schutzgebiet – Heimat der Wale: Fragiles Paradies im Mittelmeer. Das Pelagos-Gebiet ist die größte Schutzzone im Mittelmeer. Und dennoch: Die Situation für die Wale hier ist dramatisch schlecht. Wie kann das sein?: ... Das größte Problem sei hier schlicht der fehlende politische Wille, Naturschutz über ökonomische – und damit finanzielle – Interessen zu stellen, konstatiert Ritter. „Wir säßen hier nicht und würden über diese ganzen Problematiken reden, wenn der Naturschutz eine laute Stimme wäre oder eine, die oft gehört wird“, sagt er – mit Frust in seiner Stimme. https://taz.de/Pelagos-Schutzgebiet--Heimat-der-Wale/!5989881/
→ 15. Dezember 2024 - Artensterben: Ohne Mücken gibt es keinen Kakao - Interview mit Öko-System-Forscherin Judith Reise -https://www.oekotest.de/freizeit-technik/Artensterben-Ohne-Muecken-gibt-es-keinen-Kakao_15112_1.html
Mitte Dezember 2024 : Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services IPBES: https://www.ipbes.net/
→ Assessment Report on the Interlinkages Among Biodiversity, Water, Food and Health – known as the Nexus Report https://www.ipbes.net/nexus/media-release
→ Assessment Report on the Underlying Causes of Biodiversity Loss and the Determinants of Transformative Change and Options for Achieving the 2050 Vision for Biodiversity – also known as the Transformative Change Report https://www.ipbes.net/transformative-change/media-release
→ Kommentar Deutsches Ärzteblatt https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/156510/Weltbiodiversitaetsrat-Krisen-nur-gemeinsam-zu-loesen
"Der Biodiversitätsverlust, Wasser- und Ernährungsunsicherheiten und der Klimawandel bedingen sich gegenseitig und beeinflussen die menschliche Gesundheit immens. Ökologische, soziale und wirtschaftliche Krisen sind so eng miteinander verknüpft, dass sie nur gemeinsam gelöst werden können. Davon zeugen zwei Berichte des Weltbiodiversitätsrats der Vereinten Nationen (IPBES).
Bisherige Versuche, derartige Krisen getrennt zu bewältigen, hätten sich als unwirksam und kontraproduktiv erwiesen. Dies habe unter anderem zu uneinheitlicher Politikgestaltung geführt, erklären die Autoren des gestern erschienenen „Nexus-Report“. ...
Die Experten und Expertinnen kommen zu zwei wichtigen Erkenntnissen: So bestehe „die reale Gefahr, dass wir eine Krise lösen, indem wir die anderen verschlimmern", betonte eine der leitenden Mitautorinnen, Paula Harrison. Gleichzeitig gibt es aber auch Lösungen, die sich auf alle Krisen anwenden lassen. ...
Der „Transformative Change Report“ plädiert für ein fundamentales Umdenken, in dem, wie Menschen die Natur sehen und mit ihr interagieren, um den Biodiversitätsverlust aufzuhalten. Die 100 Autoren empfehlen fünf Strategien für einen transformativen Wandel.
Neue Sicht auf die Natur gefordert
Es brauche neue Ansichten und Werte, um die Verflechtung von Menschen und Natur zu erkennen. „Die Verbesserung der Sichtbarkeit erwünschter Verhaltensweisen und deren Unterstützung durch gezielte politische Maßnahmen können neue soziale Normen und Verhaltensweisen anstoßen und unterstützen“, erklären die Forschenden.
Zudem müsse die biologische Vielfalt in vielen Sektoren mitgedacht werden: „Infrastruktur und Stadtentwicklung, Bergbau und fossile Brennstoffe tragen erheblich zu den schlechtesten Ergebnissen für die Natur bei“, so Lucas Garibaldi von der Nationaluniversität in Río Negro. Für den Menschen und die Natur wertvolle Orte müssten wiederhergestellt werden.
Ein Wandel würde nicht nur Kosten verursachen. Die Autoren sehen darin die Möglichkeit für neue Geschäfts- und Innovationsmodelle. „Jüngsten Schätzungen zufolge könnten bis zum Jahr 2010 weltweit mehr als zehn Billionen Dollar an Geschäftsmöglichkeiten und 395 Millionen Arbeitsplätze weltweit bis 2030 geschaffen werden könnten“, erklären die Autoren.
Forschende aus Deutschland erläuterten, wie wichtig es sei, dass Umweltkrisen thematisiert und bekämpft würden. Allerdings liefere der Bericht keine konkreten Handlungsanweisungen.
„Es scheint mir wichtig, einen Bericht wie den vorliegenden Bericht des IPBES nicht als Handlungsanleitung zu verstehen, sondern als Orientierungsgeber“, sagte Thomas Bruhn, Forschungsgruppenleiter „Transformative Räume und Mindsets“, Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS), Potsdam. Er ist der Meinung, dass im Bericht zu wenig beleuchtet sei, wie Profiteure des Satus Quo konstruktiv in eine Transformation integriert werden können.
„Grundlegendes, das wir als Gesellschaft und die Politik verstehen und anerkennen müssen: Wir haben in einer Zukunft ohne Natur und deren Schutz keine Chance, zu überleben. Der Erhalt der Biodiversität ist existenziell“, sagte Marion Mehring, Leiterin der Forschungsfelds Biodiversität und Gesellschaft, Institut für sozial-ökologische Forschung GmbH (ISOE), Frankfurt am Main. Man müsse Natur und Gesellschaft wieder näher zusammenbringen. ...
Die gesellschaftliche und politische Relevanz beider Berichte könne nicht hoch genug eingeschätzt werden, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). „Bei den sich gegenseitig verstärkenden Umweltkrisen ist dringender Handlungsbedarf angezeigt“.