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die Klima gerechte - SCHWAMM - Stadt

Schwammstadt – Zukunftskonzept für klimaresiliente und lebenswerte Städte

UBA 3. Juli 2024

 

"Städte müssen sich gegen Klimarisiken wie Starkregen, Hitze und Trockenheit wappnen. Das Prinzip der Schwammstadt schlägt einen neuen Umgang mit Niederschlagswasser in der Stadt vor. Es bietet damit großes Potenzial für den klimagerechten Umbau von Städten durch naturbasierte Lösungen. Das Umweltbundesamt zeigt Wege auf, wie ein solcher Umbau von Städten aussehen kann.

 

Was ist Schwammstadt und wieso ist das Konzept wichtig für die Klimaanpassung?

Hitze, ⁠Starkregen⁠, Überflutungen und Trockenheit – alle Regionen in Deutschland, aber insbesondere die Städte mit ihrem Umland sind von diesen Folgen des Klimawandels betroffen. Dies bestätigt die Klimawirkungs- und Risikoanalyse des Bundes von 2021. Beim Umgang mit den Folgen des Klimawandels spielen natürliche Systeme und Ressourcen wie Stadtbäume eine besondere Rolle. Sie sind einerseits besonders stark vom ⁠Klimawandel⁠ betroffen, andererseits aber auch ein wichtiger Teil der Lösung, da sie sowohl Kohlenstoff binden als auch ⁠Klimafolgen⁠ mindern. Naturbasierte Ansätze zum Umgang mit Klimawandelfolgen wie das Konzept der Schwammstadt, berücksichtigen diese Potenziale natürlicher Systeme und Ressourcen und setzen sie gezielt bei der Anpassung an ⁠Klimafolgen⁠ ein. Blau-grüne Infrastrukturen sowie grünere Städte reduzieren nicht nur den ⁠Hitzeinsel⁠-Effekt, sondern haben auch positive Effekte auf die Lebensqualität, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen.

Das Prinzip der Schwammstadt verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und hält Lösungen für auf den ersten Blick gegensätzliche ⁠Klimafolgen⁠, wie ⁠Starkregen⁠ und Hitzewellen mit andauernder Trockenheit bereit. Dabei geht es um die Fähigkeit einer Stadt, ein Zuviel an Wasser aufzusaugen, dieses Wasser „wie ein Schwamm“ zu speichern und es dann durch ⁠Verdunstung, Versickerung oder nach einer Wiedernutzung beispielsweise zur⁠ Bewässerung verzögert wieder abzugeben. Die Schwammstadt nähert sich damit wieder einem natürlichen Wasserkreislauf an.

BMUV-Erklärfilm Klimaanpassung in Städten

Die Nationale Wasserstrategie der Bundesregierung sieht die Schwammstadt als einen Weg zur Erreichung einer gewässerverträglichen und klimaangepassten Flächennutzung im urbanen Raum an. Auch der Zweite Fortschrittsbricht der Deutschen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel und das Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz nennen die Schwammstadt als transformatives Konzept zur urbanen Klimaanpassung durch naturbasierte Lösungen. Gleichzeitig greifen immer mehr Kommunen in Deutschland das Konzept auf. Von vormals einem Fachkonzept des dezentralen Niederschlagsmanagements hat sich die Schwammstadt heute als ein Dachkonzept für eine klimaresiliente Stadtentwicklung etabliert.

Die UBA Schwammstadtagenda

Das Umweltbundesamt forscht und informiert zum Thema Schwammstadt als ein zentrales Feld des klimaresilienten, nachhaltigen und gesundheitsfördernden Umbaus unserer Städte. Im Juni 2022 veranstaltete das Umweltbundesamt die Forschungskonferenz „Klimaresiliente Schwammstadt: Naturbasierte Konzepte und Maßnahmen als Baustein urbaner Transformation.“ Aus einer integrierten Perspektive aus Forschung und Praxis wurden Potenziale der Schwammstadt als Dachkonzept für eine klimaresiliente Stadtentwicklung beleuchtet sowie zentrale politik- und praxisrelevante Forschungsschwerpunkte und -fragen herausgearbeitet.

  • Operationalisierung der Schwammstadt
  • Technische Umsetzung der Schwammstadt
  • Räumliche Planung für die Schwammstadt
  • Governance der Schwammstadt
  • Gerechtigkeit in der Schwammstadt

Laufende Forschungsvorhaben des Umweltbundesamtes zur Schwammstadt sind:

  • Im Rahmen des interdisziplinären Eigenforschungsprojektes „Neues Europäisches Bauhaus weiterdenken“ werden Möglichkeiten der Schärfung von Zielen klimaresilienter Schwammstädte sowie Treiber und Hemmnisse der Transformation hin zu Schwammstädten am Beispiel der Städte Offenbach am Main, Wien und Bochum empirisch untersucht. Im 2025 anlaufenden Folgeprojekt werden Wege der Verstetigung der Schwammstadt sowie Stadt-Umland Dimensionen und solche des täglichen Lebens in der Schwammstadt untersucht.
  • Das Vorhaben „Umsetzung der Schwammstadt“ analysiert vorhandene Politikinstrumente und schlägt neue Instrumente und Instrumentenkombinationen (Policy-Mix) zum Umbau von Städten zu klimaresilienten Schwammstädten vor. Das Vorhaben erarbeitet zusätzlich nachhaltige Musterlösungen für Dächer der blau-grünen Stadt.
  • Ein weiteres Vorhaben1 setzt sich mit potenziellen gesundheitlichen Nebenwirkungen von Schwammstadt-Maßnahmen auseinander, damit solche in Planungsprozessen frühzeitig berücksichtigt werden können. Im Ergebnis sollen die Empfehlungen in einen Leitfaden für die Planung klimaresilienter Städte einfließen.
  • Schließlich zielt das Vorhaben „Resiliente naturbasierte Lösungen für Städte und Gemeinden“ darauf ab, die Nutzung naturbasierter Lösungen für die Klimaanpassung auf kommunaler Ebene zu unterstützen. Dazu werden unterschiedliche Kommunikations- und Entscheidungsunterstützungsformate entwickelt und grafisch ansprechend aufbereitet.

Die aktuelle UBA Fachbroschüre „Ziele und Politikinstrumente für klimaresiliente Schwammstädte“ schlägt einen transformativen Mix an Politikinstrumenten für einen besseren Umsetzungsrahmen klimaresilienter Schwammstädte vor und zeigt konkrete Wege der Formulierung von Zielen klimaresilienter Schwammstädte auf."

Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/schwammstadt  | Info WIKIPEDIA: https://de.wikipedia.org/wiki/Schwammstadt

 

UBA Empfehlung

Juni 2024

Sustainability | Strategies | International matters

For a green and just transition in Europe

Recommendations for EU environmental and climate policy for the years ahead

"The new European Commission should pursue ambitious policies aimed at reducing both greenhouse gas emissions and pollution, even as priorities shift to security and defense. Here are recommendations by the German Environment Agency (⁠UBA⁠) and the Federal Agency for Nature Conservation (⁠BfN⁠) for giving impetus to climate, environmental and biodiversity policy.

Die neue Europäische Kommission sollte eine ehrgeizige Politik verfolgen, die darauf abzielt, sowohl die Treibhausgasemissionen als auch die Umweltverschmutzung zu reduzieren, auch wenn sich die Prioritäten auf Sicherheit und Verteidigung verlagern. Hier finden Sie Empfehlungen des Umweltbundesamtes (UBA) und des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), um der ⁠Klima⁠-, Umwelt- und Naturschutzpolitik neue Impulse zu geben."

https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/for-a-green-just-transition-in-europe

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/publikationen/scientific-opinion-paper_uba-bfn_green-and-just-transition-eu_2024_06_20_bf.pdf

 


 PROBLEM - STÄDTE als HITZE-INSELN

Overview

Urban environments experience higher temperatures than their rural surroundings. These higher temperatures can negatively impact human health, including causing cardiovascular and respiratory disorders, as well as heat stroke. It is therefore crucial to lower heat stress in urban environments.

Background

An ‘urban heat island (UHI)’ is an urban area that is significantly warmer than its rural surroundings due to artificial infrastructure and human activities. Whilst urban areas have a higher proportion of paved ground, rural areas are covered in grass, crops, shrubs or forest. This vegetation helps to cool the air whereas asphalt and concrete absorb heat, causing temperatures to rise. Furthermore, buildings and narrow streets trap heat by reducing air flow. Human activities such as warming buildings and driving cars also add heat to surroundings.

All these factors contribute to the urban heat island effect, which is most pronounced during the night, when temperatures in urban areas can be up to 10°C higher than in rural areas. This is due to retained heat in structures such as buildings and roads being released during the night.

Larger cities tend to experience stronger heat stress; the centres of London and Paris, for example, regularly record temperatures of around 4°C higher than rural surroundings at night. Both of these cities, and many others around Europe and the world, experience heat stress that leads to public health issues.

Urban planners and local governments want to design strategies to reduce this heat stress. These strategies could involve increasing so-called green-blue infrastructure, including enhanced vegetation cover (for example through green roofs) and more water surface. But to make these changes, they need to know how temperature varies spatially within the urban environment that they are responsible for.

Solution

The spatial variation of temperature can be obtained using an urban climate model. Using C3S ERA5 climate reanalysis data on air temperature, specific humidity, relative humidity and wind speed, VITO applied the UrbClim® model to provide urban climate information for 100 European cities at a high spatial resolution of 100 metres. UrbClim® has been successfully used and validated for many cities worldwide.

The results of UrbClim® are available through the C3S Climate Data Store (CDS) and are used in a CDS application called ‘Urban heat island intensity for European cities from 2008 to 2017 derived from reanalysis’. This application enables users to visualise the urban heat island effect for 2008–2017 for any of the 100 cities covered by UrbClim®. Users can select either summer (June, July, August) or winter (December, January, February) for any year in this ten-year period. The app provides maps showing the annual average ‘UHI’ – defined as the temperature difference between any location and the rural average – for a selected year (day and night) and for the ten-year period from 2008 to 2017 (day and night).

 Conclusion

The urban heat island application is free and easy to use, making it useful for addressing the phenomena of urban heat islands and their impact on human health.

Besides showing locations at risk, the application also enables users to visualise the spatial distribution of cool spots in a city. This information – in combination with socioeconomic and population data – is being used by urban planners (for example in Brussels) to develop a network of accessible cool spots that are promoted during heatwaves.

The mapping information also supports the implementation of local adaptation actions, such as the heat-resilient renovation of public squares and parking lots (for example in Antwerp), the adaptation of existing streets, and the design of new building districts. In Antwerp, urban heat island information was even used to motivate the obligation of green roofs in the update of the urban building code.

To summarise, the application can be used by urban planners and local governments to motivate and design strategies to adapt to excessive heat stress. Furthermore, the free and open data is being taken up by the general public to justify their concerns about the local environment."

Quelle: COPERNICUS - Climate Change Services - Demonstrating heat stress in European cities - https://climate.copernicus.eu/demonstrating-heat-stress-european-cities


→  Ergebnisse der Untersuchungen: Climate variables for cities in Europe from 2008 to 2017 (copernicus.eu)    https://cds.climate.copernicus.eu/cdsapp#!/dataset/sis-urban-climate-cities?tab=overview

INFOs zu " UrbClim® - Urban heat application APP":

"The urban heat island application  UrbClim® is free and easy to use, making it useful for addressing the phenomena of urban heat islands and their impact on human health.

The spatial variation of temperature can be obtained using an urban climate model. Using C3S ERA5 climate reanalysis data on air temperature, specific humidity, relative humidity and wind speed, VITO applied the UrbClim® model to provide urban climate information for 100 European cities at a high spatial resolution of 100 metres. UrbClim® has been successfully used and validated for many cities worldwide. 

The results of UrbClim® are available through the C3S Climate Data Store (CDS) and are used in a CDS application called ‘Urban heat island intensity for European cities from 2008 to 2017 derived from reanalysis’. This application enables users to visualise the urban heat island effect for 2008–2017 for any of the 100 cities covered by UrbClim®. Users can select either summer (June, July, August) or winter (December, January, February) for any year in this ten-year period. The app provides maps showing the annual average ‘UHI’ – defined as the temperature difference between any location and the rural average – for a selected year (day and night) and for the ten-year period from 2008 to 2017 (day and night)."

 

Quellen: - Copernicus Climate Data Store    https://cds.climate.copernicus.eu/cdsapp#!/software/app-health-urban-heat-islands-current-climate?tab=app

- NEW  The new Climate Data Store Beta (CDS-Beta) is now live! - Announcements / C3S - Announcements - Forum (ecmwf.int)    https://forum.ecmwf.int/t/the-new-climate-data-store-beta-cds-beta-is-now-live/3315"

 


Updates

Dt. Ärzteblatt - Dienstag, 30. Juli 2024 - 

Deutsche Umwelthilfe - Viele Städte fallen im Hitzecheck durch

Berlin – Viele Städte schützen ihre Bewohner nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe nicht gut vor sommerlicher Hitze. Hier gibt es einer Untersuchung zufolge zu wenig Bäume und Hecken und zu viel versiegelte Fläche.

Die Städte entwickelten sich dadurch zu „Hitzehöllen“, kritisiert die Lobbyorganisation. „Der anhalten­de Trend zu mehr Beton und weniger Grün ist alarmierend“, hieß es. Für ihren Hitzecheck ließ die Um­welt­hilfe Satellitendaten auswerten und verglich Flächenversiegelung und Grünausstattung der 190 Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern.

Das Ergebnis: 24 Städte fielen in beiden Kategorien durch, weitere 82 Städte schnitten zumindest in einer Kategorie schlecht ab. Zugleich verteilte die Umwelthilfe aber auch 84 grüne Karten an Städte mit vergleichsweise wenig Versiegelung und viel kühlendem Grün.

Besonders schlecht schnitten Städte im Süden Deutschlands ab, konkret Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz), Heilbronn (Baden-Württemberg), Regensburg (Bayern), Worms, Mainz (beide Rheinland-Pfalz), Ludwigsburg (Baden-Württemberg) und Ingolstadt (Bayern).

Als vorbildlich dagegen stufte die Umwelthilfe zum Beispiel Detmold, Ratingen (beide Nordrhein-West­falen), Potsdam (Brandenburg), Jena (Thüringen) und Hattingen (NRW) ein. Auch Berlin schnitt mit Platz 21 vergleichsweise gut ab - deutlich besser als Hamburg, München oder Frankfurt.

Angesichts des Klimawandels seien Grünflächen und unversiegelte Böden, wo Wasser versickern könne, besonders wichtig, betonte die Umwelthilfe. Noch effektiver als Rasenflächen seien aber Bäume, Büsche und Wiesen. Besonders große Bäume hätten einen kühlenden Effekt. Die Organisation fordert die Bundesregierung auf, bundesweite Standards für die Begrünung zum Beispiel von Schulhöfen vorzuschreiben.

Bauministerin Klara Geywitz hat gerade erst eine Strategie zum Schutz vor Hitze vorgelegt. Darin wer­den ebenfalls mehr Parks, Straßenbäume und grüne Dächer empfohlen. Damit Pflanzen in längeren Trockenperioden nicht vertrockneten, müssten Flächen geschaffen werden, wo Regen versickern könne.

„Wer frisches Geld aus unseren Förderprogrammen will, muss Klimaanpassung mitdenken und nach­weisen“, hatte Geywitz zudem erklärt. Gefördert werde zum Beispiel, dass Flüsse von Beton befreit sowie betonierte Plätze aufgegraben und begrünt werden.

Der Sozialverband Deutschland wertete das als wichtigen ersten Schritt. Besonders ältere Menschen, Kinder und Menschen mit Behinderungen sowie Bewohner von schlecht isolierten Wohnungen müssten besser geschützt werden. Hier müssten Bund, Länder und Kommunen nun an einem Strang ziehen."

 

→ Deutsche Umwelthilfe               

https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/zu-viel-grau-zu-wenig-gruen-viele-deutsche-staedte-fallen-durch-im-ersten-hitze-check-der-deutschen/

Zu viel Grau, zu wenig Grün: Viele deutsche Städte fallen durch im ersten Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe

Dienstag, 30.07.2024 Dateien: 19

  • Neue Daten offenbaren weiterhin dramatischen Zuwachs versiegelter Flächen in deutschen Städten
  • 190 Städte im Hitze-Check: Ludwigshafen, Heilbronn und Regensburg sind am stärksten versiegelt und bieten gleichzeitig zu wenig Grünvolumen; Detmold, Ratingen und Potsdam weisen den Weg in die richtige Richtung
  • DUH und GKV-Bündnis für Gesundheit Baden-Württemberg fordern für mehr Gesundheit und Umwelt in Städten: Stopp des Flächenfraß bis 2035 und verbindliche Grünanteile

 

Taz 13.8.2024   Hitze, Brände, Klimawandel: Zu wenig, zu spät    https://taz.de/Hitze-Braende-Klimawandel/!6026795/

"Deutschland wird so warm wie Südeuropa

...Unstrittig ist, dass die hitzebedingte Mortalität weiter steigen wird: Hamburg wird nach den Modellen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ein Klima bekommen, wie es heute in Pamplona vorherrscht. In München wird es so werden wie heute in Mailand. Mit dem kleinen Unterschied, dass die südeuropäischen Städte mit jener Hitzeerfahrung gebaut wurden, die uns Mitteleuropäern fehlt.  Stoppen lässt sich diese Entwicklung nicht mehr, allenfalls abbremsen – wenn es weltweit Klimaschutz gibt.

Deshalb müssten wir jetzt anfangen, unsere Städte auf die Hitze vorzubereiten. Mehr „Blau“, mehr „Grün“ – Wasserflächen und Bäume verdunsten viel, weshalb sie die Umgebung kühlen. Allerdings fordert die FDP mehr „Grau“: nämlich mehr Parkplätze."

Downloads

→ European Environment Agency EEA - Europäische Bewertung der Klimarisiken  Report No 1/2024  |  .pdf-file European climate risk assessment_DE TH-AL-24-001-DE-N.pdf [7.3 MB]

Flächenverbrauch und - versiegelung im Lippemündungsraum

 

 

 

 

unsere Bäume - unsere Lebensretter

unsere Bäume - unsere Lebensretter

 

Im Sommer werden Städte zu urbanen Hitzeinseln – mit Folgen für die Gesundheit der Menschen. Nun berechnet eine Studie, in welchem Maß eine höhere Baumdichte kühlend wirken würde und dadurch Leben retten könnte.

Mehr Bäume in Städten könnten im Sommer die Zahl der Hitzetoten deutlich reduzieren. Das berichtet ein internationales Forschungsteam nach Analysen von 93 europäischen Großstädten, darunter sieben deutsche Metropolen. Würde man die Bedeckung durch Baumkronen in den Städten von derzeit durchschnittlich knapp 15 Prozent auf 30 Prozent verdoppeln, würde die Temperatur dort im Sommer im Mittel um 0,4 Grad sinken. Das könnte die Zahl der hitzebedingten vorzeitigen Todesfälle um knapp 40 Prozent verringern, wie die im Fachblatt „The Lancet“ vorgestellte Studie ergab.

 

mehr zu unseren (Lippemündungsraum-) Bäumen

und auch zu ihren Problemen (mit uns)

https://initiative-lippemuendungsraum.de/index.php/bedrohungen/verlust-von-baeumen

 

und https://initiative-lippemuendungsraum.de/index.php/aktuelles/99-betuwe-ausbau-schaedigung-der-natur-baumverluste

und https://initiative-lippemuendungsraum.de/index.php/aktuelles/98-faellen-einer-190-jahre-alten-eiche-lippedorf-weihnachten-2022

 

und zu unseren Problemen mit der (kommenden/ zukünftigen) Hitze

https://initiative-lippemuendungsraum.de/index.php/aktuelles/78-the-heat-is-on-unep-emmissions-gap-report-2021-26-oktober-2021

und https://gallenkemper.de/neuigkeiten/neuigkeiten-2022-05-nirgends-mehr-hitzetote-als-in-deutschland.html

 

 

 

Der Wert von alten großen Bäumen bzw. ihr Verlust durch Fällen -

Greenpeace.at - Intakte Wälder schützen - warum ist der Wald so wichtig? https://greenpeace.at/hintergrund/baeume-pflanzen-klima/

Lassen sich alte, große Bäume durch Nachpflanzungen ersetzen?

 

NABU Grundsatzprogramm WALD  https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/waelder/grundsatzprogramm.html  |  https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/wald/230116-nabu-grundsatzprogramm_wald.pdf

Grundsatz-Programme und Positions-Papiere des NABU: https://www.nabu.de/wir-ueber-uns/was-wir-tun/32439.html#grund 

→ Waldzustandsbericht 2023 - rnd - https://www.rnd.de/wissen/waldsterben-wo-sterben-besonders-viele-baeume-laender-im-ueberblick-BYXBWXRZE5H4HOZNHCHEPEKPYU.html

Dramatik des Waldsterbens in NRW: Waldzustandsbericht NRW 2023"Negativer Trend setzt sich fort:Nur ein Viertel der Bäume, also 25 Prozent, weist keinen Verlust von Nadeln oder Blättern auf (Vorjahr: 28 Prozent). 36 Prozent (34 Prozent in 2022) der Bäume weisen in diesem Jahr mittlere und 39 Prozent (38 Prozent in 2022) sogar starke Verluste von Nadeln und Blättern auf. Eine weitere Verschlechterung von Vitalitätswerten der Bäume ist seit dem Beginn der Erhebung im Jahr 1984 festzustellen. Vor allem seit dem Jahr 2018 setzen Wetterextreme den Bäumen zu. https://www.wald-und-holz.nrw.de/wald-in-nrw/waldzustand >> https://www.wald-und-holz.nrw.de/fileadmin/Wald_in_NRW/waldzustandsbericht_nrw_2023_kurz.pdfhttps://www.wald-und-holz.nrw.de/fileadmin/Wald_in_NRW/waldzustandsbericht_nrw_2023_lang.pdf


→ taz 7.8.2023 Was tun gegen die Hitze?               Begrünenund beblauen - Quelle:https://taz.de/Was-tun-gegen-die-Hitze/!5949075/

von Ute Scheub & Stefan Schwarzer

"Es herrscht Sommerschmerz statt Sommerfrische: Extremwetter machen Angst. Doch wir können viel tun, um Städte und Landschaften zu kühlen.

Italien, Spanien, Griechenland, Algerien – rund ums Mittelmeer leiden Mensch und Natur unter extremer Hitze, Dürre und Waldbränden. Das Lebensgefühl des dolce vita verbrennt. Vergangen die Zeit, als wir das türkisblaue Mittelmeer genießen konnten. Stattdessen: Sommerschmerz. Trauer und Hitzeangst. Doch jetzt in Ohnmacht und Depression zu versinken, wäre völlig falsch. Um Städte und Landschaften zu kühlen, können wir sehr viel tun.

Wenn wir uns die Erde als lebendigen Planeten vorstellen, dann sind Flüsse seine Adern und Bäume die Schweißdrüsen. Pflanzen verbrauchen Wasser und sorgen dadurch für Verdunstungskühle, Wolken und neuen Niederschlag. Das kühlt unsere Erde in enormem Ausmaß und hält ihre Wasserkreisläufe in Gang. Ein einziger großer Baum verdunstet an einem Sommertag rund 400 Liter und kühlt damit seine Umgebung wie zehn gleichzeitig laufende Klimaanlagen.

Zudem stößt er winzige Biopartikel aus, die Regen fördern, weil sich Wassermoleküle daran heften können. Ungefähr die Hälfte des Niederschlags entsteht nicht über dem Meer, sondern über Land – der Prozentsatz schwankt je nach geografischer Gegebenheit. Im Grunde fällt der Regen nicht vom Himmel, sondern wird im Boden erzeugt.

Der Mikrobiologe Masanobu Fukuoka drückte es so aus: „Wüstenbildung ist nicht auf das Ausbleiben des Regens zurückzuführen, sondern der Regen hört auf zu fallen, weil die Vegetation verschwunden ist.“

Abwechselnd Dürren und Starkregen

Die Auswirkungen von fehlendem Grün und Blau sind von der Klimawissenschaft jedoch lange unterschätzt worden. Nicht nur CO2, auch die massive Schädigung der „Haut der Erde“ verursacht abwechselnd Dürren und Starkregen, weil die dämpfenden und kühlenden Elemente fehlen.

Wüste entsteht nicht durch Ausbleiben des Regens, Regen hört auf zu fallen, weil die Vegetation verschwunden ist

Doch Wasser wird bis heute eher als Abwasser denn als unersetzliches Lebenselement behandelt: Auf Äckern wird es durch Gräben abgeleitet, in der Stadt durch Kanalisation. So landet es letztlich im Ozean und erhöht den Meeresspiegel zusätzlich, während Kontinente langsam austrocknen.

In Deutschland verschwinden zudem täglich rund 54 Hektar Grün unter Neubauten und Straßen. Asphalt aber ist ein Hitzespeicher, genauso wie nackter Boden: Auf einem abgeernteten Maisfeld haben wir 2022 knapp 70 Grad gemessen.

Fehlende Verdunstung erzeugt Hitzeinseln und noch mehr Dürre. Die Bodenfeuchte nimmt ab und das Grundwasser sinkt – auch im eigentlich regenreichen Deutschland. Auch wenn der Juli 2023 mehr Regen brachte als gewöhnlich: Laut Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung herrscht in weiten Teilen Deutschlands in 1,8 Meter Tiefe immer noch „außergewöhnliche Dürre“.

Slow Water heißt die Parole

Doch die buchstäbliche Verwüstung des Planeten ist aufhaltbar. Unzählige Beispiele rund um die Welt zeigen das ungeheure, bisher nicht im Entferntesten ausgeschöpfte Potenzial natürlicher Klimalösungen.

Dazu gehören die Renaturierung von Mooren, Feuchtgebieten und Flüssen; Aufforstung klimaresistenter Mischwälder sowie der Meere mit Algen, Seegras und Mangroven; Methoden der regenerativen Landwirtschaft wie Agroforst (Bäume auf dem Acker), Mobgrazing (Herdentiere eng halten, Zäune täglich versetzen), Keyline Design (höhenparallele Wasserspeicherung), Zwischenfrüchte, Mischkulturen.

Manchmal reicht es schon, Wasserläufe mit Baumstämmen und kleinen Erdwällen zu verlangsamen, sodass Wasser wieder im Boden gespeichert wird. Slow Water!, heißt die Parole.

Die Sommerniederschläge in Europa, die jetzt am Mittelmeer fehlen – einzelne Starkregen ändern nichts an der Dramatik –, könnten mittels Aufforstung naturnaher Wälder ohne Anbauverluste gesteigert werden, ergaben Studien. Besonders große Effekte seien in Teilen Deutschlands, West- und Südwestfrankreichs, auf der Iberischen Halbinsel, in Italien und der Adriaküste herunter bis Griechenland zu erwarten, so Ronny Meier von der ETH Zürich.

Der spanische Meteorologe Millán Millán glaubt, dass der Mittelmeerraum vor allem deshalb austrocknet, weil feuchte Meeresluft nicht mehr auf Küstenwälder stößt und dort abregnen kann. Dadurch würden Regenmuster in ganz Europa verändert. Ergo wäre die Aufforstung von Küsten besonders wirksam.

Städte, die saugen können

Meterologe Millán Millán:„Der Mittelmeerraum trocknet vor allem deshalb aus, weil feuchte Meeresluft nicht mehr auf Küstenwälder stößt und dort abregnen kann. Dadurch werden Regenmuster in ganz Europa verändert“

Auch der Umbau unserer Städte zu „Schwammstädten“ könnte enorme Effekte haben. Damit ist gemeint, dass sich Siedlungen bei Regen und Fluten vollsaugen und bei Hitze das Wasser langsam verdunsten können. Kopenhagen und andere Metropolen machen es vor: mit Gründächern, Grünfassaden, Dachgärten, Wasserrückhaltebecken unter Parks, Frischluftschneisen und mehr.

Bei einem solchen „Greening“ und „Blueing“können fast alle mitmachen. Ei­gen­tü­me­r:in­nen können etwa Regentonnen unter Dachrinnen stellen oder Rasen durch dürreresistente Wildkräuter ersetzen. Mieter:innen, die in heißen Innenstädten oft besonders leiden, können Druck ausüben, damit bepflanzte „Superblocks“ wie in Barcelona entstehen, oder Brachflächen zu „Tiny Forests“ umbauen. Weitere Ideen finden sich in unserem Buch. All das könnte lebensrettend werden in kommenden Hitzesommern.

Laut einem Team der ETH Zürich, das 300 Städte in Europa untersuchte, sind Orte mit viel Bäumen um bis zu 12 Grad kühler; zudem dämpfen sie Starkregen und Fluten.Lokale Gruppen können zwar nicht den CO2-Gehalt der Atmosphäre senken, aber die Temperaturen vor Ort – im Einzelfall bis zu 20 Grad.

Natürliche Klimalösungen sind billig, effektiv und haben neben der CO2-Speicherung unzählige Win-win-Effekte für Artenvielfalt und menschliche Gesundheit. Ihnen fehlt nur eins: eine starke Lobby. Vor Kurzem hätte ein Bündnis aus Konservativen, Bauernverband und Chemieindustrie sogar beinahe die Renaturierungsansätze im EU-Parlament gekillt. Deshalb sollten wir alle ihre Lobby werden. Allein schon, um wieder dolce vita in intakter Natur erleben zu können."

Gemeinsam haben Ute Scheub und Stefan Schwarzer 2017 den Bestseller „Die Humusrevolution“ verfasst und 2023 „Aufbäumen gegen die Dürre – Wie uns die Natur helfen kann, den Wassernotstand zu beenden“, beide bei oekom erschienen.

 


Updates / weitere Informationen

tagesschau 30.01.2024 : Agroforstwirtschaft  -Wie Bäume und Hecken auf dem Acker helfen - Baumreihen auf dem Feld schützen vor Bodenerosion und Verdunstung - und sichern den Landwirten dadurch wichtige Erträge. Von der sogenannten Agroforstwirtschaft profitiert aber auch die Gesellschaft. https://www.tagesschau.de/wissen/klima/agroforst-100.html

→ BMEL  Waldzustandserhebung 2023 zeigt schlechten Zustand.  Der Wald in Deutschland ist in einem schlechten Zustand. Von den verbreitetsten Arten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche sind vier von fünf Bäumen krank. Das ist das Ergebnis der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)veröffentlichten Waldzustandserhebung 2023. Trotz besserer Ausgangsbedingungen leiden die Bäume nach wie vor unter der andauernden Trockenheit und den hohen Temperaturen seit 2018. Der Zustand des Waldes hat sich seit dem Vorjahr daher kaum verändert. https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/043-waldzustandserhebung.html | → Bericht .pdf https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/waldzustandserhebung-2023.html

 → 30.7.2024:  Waldzustand 2024 – Waldsterben – der deutsche Wald verschwindet

 → Freitag, 25. Oktober 2024 Deutsches Ärzteblatt - Urbane Grünflächen senken offenbar hitzebedingte Morbidität und Mortalität. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/155183/Urbane-Gruenflaechen-senken-offenbar-hitzebedingte-Morbiditaet-und-Mortalitaet "

Die urbane Vegetation  scheint auch einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefin­den der Einwohner auszuüben, was möglicherweise den negativen gesundheitlichen Auswirkungen hoher Tempera­turen entgegenwirkt. Der Review erschien in BMJ Open (2024; DOI: 10.1136/bmjopen-2023-081632).... So dokumentierte eine australische Studie eine durchschnittliche Reduktion sommerlicher Temperaturen durch begrünte Flächen in einer Größenordnung zwischen 0,5 und 2 Grad Celsius. Eine ebenfalls aus Aus­tralien stammende Studie fand ähnliche Reduktionen des UTCI (Universal Thermal Climate Index) und ergab eine Reduktion von Hitzetoten um bis zu 11,7 Fälle pro Tag durch Begrünungsmaßnahmen. In einer amerikanischen Studie berechneten Forschende, dass in Großstädten die existierende Baumbepflan­zung gegenüber völlig baumlosen urbanen Zonen jährlich bis zu 543 Hitzetote vermeidet und eine Erweite­rung des innerstädtischen Baumbestands um 10 % die jährliche Hitzemortalität zwischen 83 bis 247 Todes­fälle senken würde. Fast alle anaylsierten Publikationen zeigen Zusammenhänge zwischen hohen Temperaturen und geringer Vegetation einerseits und Hospitalisierungsraten sowie Mortalität andererseits auf."

 

 

 

Waldzustand 2024 – Waldsterben – der deutsche Wald verschwindet

Waldzustand 2024 – Waldsterben – der deutsche Wald verschwindet

Größte Waldverluste in NRW

Schutzgemeinschaft Deutscher Wald   -   Waldzustandserhebung 2023

Der aktuelle Waldzustandsbericht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) für 2023 bestätigt erneut den schlechten Zustand unserer Wälder: Nur jeder fünfte Baum gilt noch als gesund. Seit Beginn der Erhebung 1984 zeigt sich ein deutlicher Negativtrend. Insbesondere unsere Laubbäume weisen große Schäden auf.

Nach den Zahlen des aktuellen Berichtes hat sich keine wesentliche Verbesserung der Lage der einzelnen Baumarten eingestellt. Die Erhebung erfolgt auf Basis der Kronenverlichtung, also sichtbarer Blatt- bzw. Nadelverluste der Bäume. Während zu Beginn der Erhebung noch 44 Prozent aller Bäume als gesund galten, sind es heute nur noch 20 Prozent – mehr als die Hälfte weist also – teilweise große – Schäden auf.

Große Schäden bei Laubbäumen

Eine besonders hohe Kronenverlichtung ist bei Buche, Eiche und anderen Laubbaumarten zu verzeichnen.

  • Buche: 1984 waren noch 50 Prozent gesund, 2023 nur noch 15 Prozent
  • Eiche: 1984 waren noch 54 Prozent gesund, 2023 nur noch 17 Prozent
  • Andere Laubbäume: 1984 waren noch 76 Prozent gesund, 2023 nur noch 25 Prozent

Einzelbericht NRW: Nur noch ein Viertel gesund

  • 39 Prozent deutlich geschädigt
  • Eiche, Buche und Kiefer deutlich verschlechtert
  • NRW hat die größten Waldverluste mit 142.500 Hektar, das sind 15 Prozent der Waldfläche.
  • fast alle älteren Fichten abgestorben

BUND - Waldkrise

Dem deutschen Wald geht es so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht, das zeigt auch der Waldzustandsbericht: Seit Beginn der Erhebungen war der durchschnittliche Kronenzustand unserer Waldbäume noch nie so schlecht. Nur noch jeder fünfte Baum ist gesund. Bei mehr als einem Drittel der Bäume sind die Kronen sogar deutlich aufgelichtet.

Der Wald ist durch Dürre, Luftschadstoffe und eine vielerorts zu intensive Forstwirtschaft im Dauerstress. Die Bundesregierung muss endlich wirksame Maßnahmen ergreifen, um die Klimakrise zu stoppen, die Schadstoffemissionen aus Verkehr, Industrie und Landwirtschaft wirksam zu reduzieren und die Wälder schonender zu behandeln.

WWF  - Waldvernichtung weltweit 

Durchschnittlich 13 Millionen Hektar Wald verschwinden pro Jahr durch Abholzung; in nur elf Regionen der Erde könnten wir bis 2030 bis zu 170 Millionen Hektar Wald verlieren. Der größte Waldvernichter ist der Mensch: Gesunder Wald wird umgewandelt in Nutzflächen für die Landwirtschaft, unser Konsum von Fleisch, Soja, Palmöl & Co. steht in direktem Zusammenhang mit dem Verschwinden von Wald auf der ganzen Welt.

Der Klimawandel heizt die Situation zusätzlich an. Immer extremere Waldbrände vernichten Jahr für Jahr ganze Landstriche. Die Brände sind oft Ursache von Brandstiftung – Wald wird verheizt, um Wirtschaftsinteressen durchzusetzen, Flächen zu gewinnen, Rohstoffe im Boden zu fördern.

Die globale Entwaldung bedroht die Zukunft unserer Wälder – mit unmittelbaren Auswirkungen auf unser Klima und damit auf uns Menschen.

InfoSperber - Die Wälder schlucken unsere Klimagase nicht mehr...

... " Die nordischen Wälder schwächeln

Eine im Juli publizierte Studie stellte fest, dass die CO2-Aufnahme durch Wälder in den 1990er- und Nullerjahren etwa gleich blieb. Vermutlich war sie auch zuvor lange stabil. Regional habe sich die Kapazität während der beobachteten Zeit aber verschoben. Die borealen (nordischen) Wälder Skandinaviens, Russlands und Kanadas und die tropischen Wälder nehmen weit weniger Kohlendioxid auf als noch vor wenigen Jahren.

In Europa verzeichneten Frankreich, Deutschland, Tschechien und Schweden einen erheblichen Rückgang der vom Boden absorbierten Kohlenstoffmenge, zurückzuführen auf klimabedingte Trockenheit, Borkenkäferbefall und eine höhere Baumsterblichkeit. 

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«Wir sehen Risse in der Widerstandsfähigkeit der Systeme der Erde. Terrestrische Ökosysteme verlieren ihre Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern und aufzunehmen, aber auch die Ozeane zeigen Anzeichen von Instabilität», fasste Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, auf der New Yorker Klimawoche im September zusammen.

Bleibt das nun so?

Die Diagnose ist ernst. Aber womöglich ist diese Null-Absorption kein anhaltender Zustand. Was wir bisher wissen, ist, dass 2023 die CO2-Aufnahmekapazität des Planeten an Land temporär zusammengebrochen ist. Ohne aussergewöhnliche Dürren oder Waldbrände könnte die Erde wieder in ihren vorherigen Zustand zurückkehren.

Aber was, wenn nicht? «Netto Null» ist ohne die natürlichen Carbon-Senken für die meisten Länder nicht möglich. Und was, wenn die Kohlenstoffsenken zwar wieder funktionieren, aber unzuverlässig werden?

Ciais ist wenig optimistisch. «Auf der Nordhalbkugel, wo die Hälfte der CO2-Aufnahme stattfindet, sinkt die Absorption seit acht Jahren», sagt er. «Es gibt keinen guten Grund anzunehmen, dass sich das wieder ändert.»

«Der gestresste Planet hat uns stillschweigend geholfen und uns erlaubt, unsere Schulden dank der biologischen Vielfalt unter den Teppich zu kehren», sagt Klimawissenschaftler Rockström. «Wir sind in einer Komfortzone – wir können die Krise nicht wirklich sehen.»

Das klingt dramatisch, ist aber grundsätzlich richtig. In den letzten 12’000 Jahren befand sich das Klima der Erde in einem Gleichgewicht, dem wir, grob gesagt, die menschliche Zivilisation verdanken, wie sie jetzt ist. Stabile Wettermuster ermöglichten die Entwicklung der modernen Landwirtschaft. Wir müssten uns also auf grössere Veränderungen einstellen.

GEO  - Waldsterben Schädlinge und Krankheiten: Der deutsche Wald verschwindet

Verknöcherte Eichen, lichte Buchenhaine und tiefe dunkle Wälder aus Fichten: Die Wälder, durch die Menschen gerade jetzt in den Urlaubswochen gerne streifen, wird es nach Ansicht von Forstexperten nicht mehr lange geben. "Man stellt sich den Wald gerne so vor wie in seiner Kindheit, aber die Wälder verändern sich jetzt", sagt Henrik Hartmann, Leiter des Instituts für Waldschutz am Julius Kühn-Institut in Quedlinburg. 

Die Bäume kämpfen mit den Folgen des Klimawandels. Hitzewellen, lange Trockenperioden und Stürme schwächen sie. Während der Wald unter den extremen Wetterkapriolen der vergangenen Jahre litt, profitierten viele Schädlinge wie Insekten und Pilze von den steigenden Temperaturen. Sie treiben damit den Waldumbau voran, meint Ralf Petercord, Waldbauexperte des Forstministeriums in Nordrhein-Westfalen.

Fachleuchte pochen auf dauerhafte Mischwälder

Klar ist den Fachleuten: Reinbestände haben keine Zukunft. Fichtenwälder werden schon seit mehr als 30 Jahren in Mischwälder umgebaut, wie die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald erklärt. Und anderswo? Welche Bäume sollen Försterinnen und Förster nun pflanzen? "Wir brauchen eine Vielfalt von Ansätzen, denn wir wissen nicht, wie es klimatisch weitergeht", meint Institutsleiter Hartmann. Alle Fachleute sprechen von einem dauerhaften Mischwald, in dem junge Bäume neben möglichst alten Bäumen stehen.

Welche Arten darin vorkommen sollten, müsse man ausprobieren, meint Hartmann. "Wir können heimische Baumarten behalten, aber nicht alles, was bisher heimisch war, wird Ende des Jahrhunderts noch heimisch sein", sagt der Wissenschaftler. Deswegen geraten auch Spezies aus anderen Weltregionen in den Blick. "Diese Arten sollten wir anders betrachten, nicht als fremdländische Art, sondern vielleicht als zukünftig heimische Art."

Klimaanpassung: Bäume aus entfernten Regionen ergänzen

Eine neue europäische Studie unter Beteiligung des Thünen-Instituts für Waldökosysteme kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass Wälder in Zukunft um Bäume aus anderen Regionen ergänzt werden sollten. In dem Bericht ist von einer "unterstützten Migration" die Rede, bei der Baumarten auch aus entfernten Regionen ausgewählt werden, weil sie am besten an das künftige Klima angepasst sind. Heute gepflanzte Bäume müssten schließlich mit dem Klima in 100 Jahren zurechtkommen.

Lösungsansatz

Assisted tree migration can preserve the European forest carbon sink under climate change

Article -    Open access -  Published: 25 July 2024

Autor*innen: Debojyoti Chakraborty, Albert Ciceu, Dalibor Ballian, Marta Benito Garzón, Andreas Bolte, Gregor Bozic, Rafael Buchacher, Jaroslav Čepl, Eva Cremer, Alexis Ducousso, Julian Gaviria, Jan Peter George, André Hardtke, Mladen Ivankovic, Marcin Klisz, Jan Kowalczyk, Antoine Kremer, Milan Lstibůrek, Roman Longauer, Georgeta Mihai, László Nagy, Krasimira Petkova, Emil Popov, Randolf Schirmer, …Silvio Schueler. Nature Climate Change (2024).

Der Klimawandel bedroht die Rolle der europäischen Wälder als langfristige Kohlenstoffsenke. Die unterstützte Migration zielt darauf ab, die Widerstandsfähigkeit von Waldbaumpopulationen gegenüber dem Klimawandel zu erhöhen, indem artspezifische Klimagrenzen und lokale Anpassungen durch die Übertragung von Samenprovenienzen genutzt werden. Wir haben Szenarien der unterstützten Migration für sieben wichtige europäische Baumarten modelliert und die Auswirkungen der Auswahl von Arten und Saatgutprovenienzen unter Berücksichtigung von Umwelt- und genetischen Variationen auf die jährliche oberirdische Kohlenstoffsenke der nachwachsenden Jungwälder analysiert. Um die Widerstandsfähigkeit der Wälder zu erhöhen, müssen Nadelbäume in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebiets durch Laubbaumarten ersetzt werden. Bei Verwendung von lokalem Saatgut würde dies zu einer Verringerung der derzeitigen Kohlenstoffsenke (40 Tg C pro Jahr) um 34-41 % bis 2061-2080 führen. Werden jedoch an das künftige Klima angepasste Saatgutarten verwendet, könnten die derzeitigen Senken beibehalten oder sogar auf 48-60 Tg C pro Jahr erhöht werden. (Original Englisch - https://doi.org/10.1038/s41558-024-02080-5 Übersetzt mit DeepL.com)

Faktencheck Artenvielfalt | Living Planet Index

 


Quellen

Schutzgemeinschaft Deutscher Wald  -  https://www.sdw.de/ueber-den-wald/gefahren-fuer-den-wald/waldzustandsberichte/

Waldzustandsbericht 2023

https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/waldzustandserhebung-2023.html

Waldzustandserhebung  NRW 2023 https://www.mlv.nrw.de/themen/forstwirtschaft/untersuchungen-zum-wald/waldzustandserhebung/

BUND https://www.bund.net/waelder/waldkrise/

GEO  https://www.geo.de/natur/oekologie/schaedlinge-und-krankheiten--der-deutsche-wald-verschwindet-34925156.html

WWF   https://www.wwf.de/themen-projekte/waelder/waldvernichtung

Chakraborty, D., Ciceu, A., Ballian, D. et al. Assisted tree migration can preserve the European forest carbon sink under climate change. Nat. Clim. Chang. (2024). https://doi.org/10.1038/s41558-024-02080-5

Infosperber - Wegen Hitze: Wälder schlucken unsere Klimagase nicht mehr. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein./ 5.11.2024   https://www.infosperber.ch/umwelt/luft-klima/wegen-hitze-waelder-schlucken-unsere-klimagase-nicht-mehr/

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