Bedrohlicher als der Klimawandel -
Das Verschwinden der Arten ist die Krise des Jahrhunderts
→ Grundsatzprogramm Artenvielfalt NABU
→ Faktencheck Artenvielfalt | Living Planet Index
Das größte Aussterben seit 66 Millionen Jahren wird auch den Menschen treffen. Wir könnten gegensteuern, müssten uns dafür aber massiv ändern.
" ...Vom Ende der Evolution, wie wir sie kennen
Tatsächlich können wir alle etwas gegen das Artensterben tun: durch bewussteren Umgang mit der Natur und nachhaltigere Lebensweise. Wir wissen, dass wir vor allem in den reichen Ländern des Nordens viel zu verschwenderisch mit Ressourcen umgehen. Aber auch die aufstrebenden Schwellen- und Entwicklungsländer werden gefordert sein. Es geht dabei vor allem darum, wie wir unsere Wiesen, Wälder, unsere Flüsse und Weltmeere nutzen.
Und für den Einzelnen geht es konkret darum, wie wir etwa unsere Gärten und Städte gestalten, wie viele Ressourcen wir verbrauchen. Derzeit ist das alles andere als nachhaltig. Was wir deshalb brauchen, ist ein grundlegend anderes Verständnis von – und Verhältnis zur – Natur, von der wir viel mehr unter Schutz stellen müssen.
Dafür bleibt uns nicht mehr viel Zeit. Wir müssen das uns ureigene Pionierverhalten und die Eroberer- und Untertan-Macher-Mentalität des Menschen mit der Kraft unseres Verstandes in den nächsten zehn, zwanzig oder höchstens dreißig Jahren überwinden und ein neues Verhalten entwickeln. Wir müssen mehr natürlichen Lebensraum erhalten und großflächig Naturlandschaften wirkungsvoll schützen.
Statt der derzeit 15 Prozent an Land und sieben Prozent im Meer (die de facto sogar weniger werden) sollten zukünftig wenigstens 30 Prozent der Erde geschützt werden, um dort die Artenvielfalt zu bewahren. Besser wäre es, so mahnen Experten, bis Mitte des Jahrhunderts sogar die Hälfte der Erde unter Schutz zu stellen und „grün“ zu lassen.
Der Mensch verschwindet im Anthropozän
Die nächsten Jahrzehnte werden darüber entscheiden, ob wir Millionen Arten vor dem Untergang retten können. Es gehört zu den größten Versprechen jeder Generation an die nachfolgende, dass sie es einmal besser haben soll. Setzen wir mit weiteren Milliarden Menschen unsere fatale Art des Wirtschaftens, den Raubbau an der Natur fort, wird es zu einem gewaltigen Artenschwund und Artensterben kommen, das irreparable Schäden in den Ökosystemen auslösen wird.
Eine belebte Umwelt mit größeren Säugetieren, mit vielen verschiedenen Vögeln, Fröschen und Fischen wird dann längst der Vergangenheit angehören. Vor allem aber werden Insekten und die Heerscharen anderer nützlicher Tiere fehlen. Dadurch werden wir unsere Ernährung und letztlich auch das Überleben eines Großteils der Menschen gefährden.
Was wir derzeit betreiben, ist ein Angriff der Gegenwart auf Zukunft und Vergangenheit: Wir vernichten die Produkte der Evolution, ohne die aber die Lebensräume der Erde, die unsere Lebensgrundlage sind, keine Zukunft haben werden. Es wäre das Ende der Evolution, wie wir sie zumindest seit dem letzten großen Artensterben kennen.
Zwar gibt es keinen Zweifel: Das Leben wird auch dann weitergehen. Aber es wird andere Wege einschlagen. Und sehr wahrscheinlich wird es dies dann ohne uns tun..." → https://taz.de/Tierwelt-der-Zukunft/!5910315/
Aktueller Hinweis: Dezember 2022 - rnd Interview mit Professor Glaubrecht - Artensterben - wir sehen nur die Spitze des Eisberges
Oktober 2021: Das drohende Aussterben von Dorsch und Hering in der Ostsee
Quelle: https://taz.de/RIP-Dorsch-und-Hering/!5808527/
→ zum Buch:
Matthias Glaubrecht Das Ende der Evolution
Der Mensch und die Vernichtung der Arten
Der Klimawandel ist endlich in aller Munde. Doch so alarmierende Ausmaße er auch angenommen hat - er ist nur Nebenschauplatz angesichts der apokalyptischen Reiter, die in einem Akt der Verwüstung gegenwärtig über die Erde ziehen: Bevölkerungsexplosion, Ressourcenverknappung, Umweltzerstörung und Artensterben. In seiner Analyse sieht der Evolutionsbiologe Matthias Glaubrecht mit dem sich abzeichnenden Massenexitus, dem größten Artenschwund seit dem Aussterben der Dinosaurier, eine weltweite biologische Tragödie auf uns zukommen. Der Mensch ist heute zum größten Raubtier und zum entscheidenden Evolutionsfaktor mutiert, der die Existenz aller Lebewesen - auch seine eigene - gefährdet. Ob das Ende der Evolution, das spätestens ab Mitte des 21. Jahrhunderts ein realistisches Szenario zu werden droht, noch aufzuhalten sein wird, darüber wird allein unser Tun in den unmittelbar vor uns liegenden Jahrzehnten entscheiden.
C. Bertelsmann Verlag, München 2019 | ISBN 9783570102411 | Gebunden, 1072 Seiten
auf diese Problematik wies schon 1978 Hoimar von Ditfurth hin
Kommentar Deutschlandfunk https://www.deutschlandfunk.de/hoimar-von-ditfurth-vor-100-jahren-geboren-er-warnte.871.de.html?dram:article_id=504225
in seiner Sendung QUERSCHNITT "Der Ast auf dem wir sitzen 1978"
Youtube Folge 1+2: https://www.youtube.com/watch?v=F2K-wnCuntg
in später in seinem Buch "So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen: Es ist soweit"
- https://de.wikipedia.org/wiki/So_la%C3%9Ft_uns_denn_ein_Apfelb%C3%A4umchen_pflanzen; Hamburg; 1985. Edition (1. Januar 1985)
Über uns Menschen und unsere Stellung in der Welt - Eine überschätzte Spezies | Doku Reupload | ARTE: https://www.youtube.com/watch?v=N3xjGxqKpwM
UPDATE November 2021
aktuelles Beispiel für den Kollaps von menschlichen Gesellschaften durch Umweltzerstörung https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-10/tschadsee-fluechtlinge-klimakrise-islamismus-boko-haram-tschad
Juli 2022
taz Energiewende versus Artenschutz: https://taz.de/Energiewende-in-der-Kritik/!5866450/
November 2022
Neue BUCH-EMPFEHLUNG für Entscheider - als Ergänzung
3 Grad mehr
Ein Blick in die drohende Heißzeit und wie uns die Natur helfen kann, sie zu verhindern
ISBN: 978-3-96238-369-5 Softcover, 352 Seiten
Illustriert von Esther Gonstalla
Höchstens 1,5 Grad Erderwärmung: Dieses Ziel wurde 2015 auf dem Klimagipfel von Paris formuliert. Seitdem ist jedoch wenig passiert, im Gegenteil: Der Ausstoß von CO2 ist weiter gewachsen. Die Forschung geht längst davon aus, dass wir auf eine 3 Grad wärmere Welt zusteuern.
November 2022 - Weltklimakonferenz
„Wir sind auf dem Highway zur Klimahölle – mit dem Fuß auf dem Gaspedal“,
sagte Guterres in einer Rede vor Dutzenden Staats- und Regierungschefs in Scharm el Scheich.
„Wir kämpfen den Kampf unseres Lebens – und sind dabei zu verlieren“,
warnte er mit Blick auf von der Klimakrise ausgelöste Dürren, Überschwemmungen, Unwetter und steigende Meeresspiegel.
In diesem Buch hat sich das Who's who der Wissenschaft von Hans J. Schellnhuber über Stefan Rahmstorf bis Jutta Allmendinger zusammengetan, um darzustellen, was Natur und Gesellschaft droht, wenn es so weit kommt. Doch die Autor*innen verharren nicht bei alarmierenden Zukunftsvisionen, sondern zeigen detailliert auf, wie wir das Schlimmste verhindern können, indem wir die Abholzung der Regenwälder stoppen, die Aufforstung massiv vorantreiben, die trockengelegten Moore wiedervernässen und die Humuspools der Böden wieder auffüllen.
Ein gleichermaßen aufrüttelndes wie Hoffnung spendendes Buch, attraktiv gestaltet mit zahlreichen Fotos und Infografiken.
https://www.oekom.de/buch/3-grad-mehr-9783962383695
→ NRW Umweltminister Krischer zu Artensterben / Naturflächenverlust in NRW (10 2022): https://www.land.nrw/pressemitteilung/umweltminister-krischer-flaechenverlust-nordrhein-westfalen-ist-weiterhin-zu-hoch
Dezember 2022 → Grundsatzprogramm Artenvielfalt NABU
→ Tageschau 15.1.2024 Biodiversitätsziele 2030 Mehr Wildnis gegen die Artenkrise: "Beim Klimawandel geht es darum, wie wir in Zukunft leben. Beim Artensterben geht es darum, ob wir als Menschheit überleben", sagt Katrin Böhning-Gaese, Direktorin am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt am Main. Die Biologin fordert, mehr Flächen in Deutschland auszuweisen, bei denen komplett auf menschliche Nutzung verzichtet wird - also mehr Wildnis. " https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/wildnis-artensterben-100.html
Buchempfehlung
Matthias Glaubrecht - Die Rache des Pangolin
Wild gewordene Pandemien und der Schutz der Artenvielfalt
Evolutionsbiologe Matthias Glaubrecht zeigt, wie die Vernichtung natürlicher Lebensräume und der Artenvielfalt mit Seuchen zusammenhängt und warum es sinnvoller ist, gegen die Zerstörung der Natur zu kämpfen anstatt gegen ein Virus.
Viren haben schon immer die Menschheit beeinflusst – und neuerdings schafft der Mensch selbst die Voraussetzungen für neue Infektionskrankheiten. Weil wir die Welt verändern, lösen wir Pandemien aus, die wir dann nicht mehr beherrschen. Denn weltweit schlummern in Tieren – vom Pangolin bis zur Pute, von Fledermäusen bis zu Rindern – zahllose Erreger, die auch Menschen infizieren. Unsere globalisierte, immer dichter von Menschen besiedelte Welt macht es zunehmend wahrscheinlich, dass dadurch bald noch gefährlichere Pandemien verursacht werden ‒ weil die Wildnis zerstört wird, riesige Flächen entwaldet werden und durch Jagd und Wilderei, weltweiten Handel und Schmuggel, aber auch unsere Nutztierhaltung neue Krankheiten zu uns gelangen.
Deshalb darf unsere Aufmerksamkeit nicht allein dem Wettlauf um immer neue Impfstoffe gelten; wir müssen uns vielmehr dringend dem Schutz von Natur und Artenvielfalt widmen. Es wird Zeit, für künftige Pandemien zu lernen und unseren Krieg gegen die Natur zu beenden.
Buchdetails
- Genre Naturwissenschaften/Popular Science
- Verlag Ullstein Hardcover
- Einbandart Hardcover mit Schutzumschlag / auch als Ebook (u.a. Kindle)
- Seitenanzahl 640 Seiten
- ISBN 9783550201417
- Erscheinungstag 24.11.2022
- Preise DE 29,99 €, AT 30,90 €
https://www.ullstein.de/werke/die-rache-des-pangolin/hardcover/9783550201417 | https://www.amazon.de/Die-Rache-Pangolin-gewordene-Artenvielfalt-ebook/dp/B09XFG997K
IPCC Klimawandel Synthesebericht 2023 → Zusammenfassung für die politische Entscheidungsfindung .pdf