Artensterben, Wassermangel, Hitze - Forscher warnen vor Risiko-Kipppunkten
Artensterben, Wassermangel, Hitze
→ Faktencheck Artenvielfalt | Living Planet Index
Forscher warnen vor Risiko-Kipppunkten
Zu wenig Wasser, aussterbende Tierarten, zu hohe Temperaturen: Forscher benennen in einem neuen Report sechs Risiko-Kipppunkte. Sind sie überschritten, ist es kaum noch möglich gegenzusteuern.
Von Artensterben über Wassermangel bis zu den Gefahren von Weltraumschrott - sogenannte Schlüsselrisiken bedrohen die Welt. Die Folgen könnten zu unumkehrbaren Schäden führen, wenn die Menschheit nicht umsteuert. Das ist die Botschaft des nun veröffentlichten Reports "Interconnected Disaster Risks" der Universität der Vereinten Nationen in Bonn.
→ https://interconnectedrisks.org/summaries/2023-executive-summary
Die Hauptautorin des Berichts, Zita Sebesvari, sagte der Nachrichtenagentur dpa:
"Indem wir maßlos unsere Wasserressourcen ausbeuten, die Natur und die Artenvielfalt zerstören und sowohl die Erde als auch den Weltraum verschmutzen,
bewegen wir uns gefährlich nahe an den Rand mehrerer Risiko-Kipppunkte."
"Unser Handeln gefährdet diese wichtigen Pufferkapazitäten, auf die wir dringend angewiesen sind", sagte Sebesvari. Die Umweltkatastrophen der vergangenen Jahre wie Dürreperioden, Überschwemmungen und Wirbelstürme zeigten dies deutlich.
Der Bericht benennt sechs Risiken:
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Eskalierendes Artensterben
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Erschöpfung des Grundwassers
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Gletscherschmelze
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Weltraumschrott
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Unerträgliche Hitze
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Verlust von Versicherbarkeit
Das Umkippen der Meeresströmungen steht kurz bevor: https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adk1189
weitere Informationen
Earth beyond six of nine planetary boundaries
Katherine Richardson https://orcid.org/0000-0003-3785-2787, Will Steffen, Wolfgang Lucht, Jørgen Bendtsen https://orcid.org/0000-0003-1393-3072, Sarah E. Cornell https://orcid.org/0000-0003-4367-1296, Jonathan F. Donges https://orcid.org/0000-0001-5233-7703, Markus Drüke https://orcid.org/0000-0002-8004-7153, Ingo Fetzer https://orcid.org/0000-0001-7335-5679, Govindasamy Bala https://orcid.org/0000-0002-3079-0600 , and Johan Rockström https://orcid.org/0000-0001-8988-2983Authors Info & Affiliations Science Advances, 13 Sep 2023, Vol 9, Issue 37 - DOI: 10.1126/sciadv.adh24
Diese Aktualisierung des Rahmens der planetarischen Grenzen zeigt, dass sechs der neun Grenzen überschritten sind,
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https://www.tagesschau.de/wissen/klima/universitaet-bonn-kipppunkte-100.html | https://www.tagesschau.de/wissen/klima/kipppunkte-100.html
https://interconnectedrisks.org/summaries/2023-executive-summary | https://global-tipping-points.org/
→ Dt. Ärzteblatt; Dienstag, 9. Januar 2024 - Klimawandel: Temperaturerhöhung 2023 knapp unter 1,5°C-Grenze https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/148491/Klimawandel-Temperaturerhoehung-2023-knapp-unter-1-5-C-Grenze
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Hamburg Climate Future Outlook 2023 https://attachment.rrz.uni-hamburg.de/8c8af471/CLICCS-Hamburg-Climate-Futures-Outlook-2023.pdf | Info https://taz.de/Studie-zum-Klimaschutz/!5913111/
→ European Environment Agency EEA - Europäische Bewertung der Klimarisiken Report No 1/2024 | .pdf-file European climate risk assessment_DE TH-AL-24-001-DE-N.pdf [7.3 MB]
UN warnt: Wir rasen auf 3 Grad Erderhitzung zu
"... Der Kieler Klimawissenschaftler Mojib Latif bezeichnet das Festhalten am 1,5-Grad-Ziel gegenüber dem «Spiegel» vor Kurzem als «lächerlich» und als «Realitätsverweigerung»: «Ich finde es geradezu lächerlich, dass sich die Weltpolitik immer noch an dem 1,5-Grad-Ziel festhält. Das ist de facto doch längst gerissen.» Auch andere Beobachter sparten nicht mit direkten Worten.
Erneut. «Bei der Klimakrise gibt es keine Pause-Taste», hatte etwa Inger Andersen, Leiterin des UN-Umweltprogramms UNEP, bereits vor einem Jahr zur deutschen «Tagesschau» gesagt. «Wir müssen wirklich etwas unternehmen», sagte sie dieses Jahr zu «Sky».
Guterres warnt vor «Monster-Hurrikans und biblischen Fluten»
Bei der COP28 in Dubai gelte der «Superlativ der Dringlichkeit», sagte Viviane Raddatz, Klimachefin von WWF Deutschland 2023. UN-Generalsekretär Guterres forderte ein «radikales Umsteuern». Dieses Jahr sagte er: «Wir balancieren auf einem Drahtseil» zum COP29.
Es bestehe ein direkter Zusammenhang zwischen steigenden Emissionen und häufigeren, intensiveren Katastrophen (Video). Die Zukunft halte «Monster-Hurricans, Rekordhitze und biblische Fluten» bereit, wenn die Menschheit nicht reagiere."
Quelle https://www.infosperber.ch/politik/welt/un-warnt-wir-rasen-auf-3-grad-erderhitzung-zu/
Aufruf von Wissenschaftlern
WHO soll wegen Klimakrise Gesundheitsnotstand ausrufen
Tagesschau.de - Stand: 26.10.2023 12:39 Uhr
„Fachleute haben die WHO aufgefordert, die Klimakrise als Gesundheitsnotstand anzuerkennen.
Aufruf siehe unten Link Britisch Medical Journal
Unter anderem weil der Klimawandel die Ausbreitung von Krankheiten begünstige. Die WHO sieht die Kriterien dafür aber nicht erfüllt.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dazu aufgefordert, die Klimakrise als globalen Gesundheitsnotstand einzustufen. Mehr als 200 wissenschaftliche Fachjournale veröffentlichten gleichzeitig einen Aufruf, dies noch vor der nächsten Weltgesundheitsversammlung im Frühjahr 2024 zu tun. Dazu gehören renommierte Magazine wie "The Lancet" und "The British Medical Journal".
Es sei ein gefährlicher Fehler, die Klima- und die Naturkrise separat zu betrachten, heißt es in dem Aufruf. Die menschliche Gesundheit werde sowohl durch die Klimakrise als auch durch den Verlust der Artenvielfalt direkt geschädigt. "Diese unteilbare planetarische Krise wird erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben, da die sozialen und wirtschaftlichen Systeme zerstört werden",
schreiben die Autoren.
Krankheiten sowie Mangel an Wasser und Nahrung
Der Klimawandel führe demnach zur "Verknappung von Land, Unterkünften, Nahrungsmitteln und Wasser". Das habe erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit und verschärfe Armut, "was wiederum zu Massenmigration und Konflikten führen wird".
Auch würden steigende Temperaturen und Extremwetter zur Ausbreitung ansteckender Krankheiten beitragen. Umweltverschmutzung schade Trinkwasserquellen, wegen der Versauerung der Meere würden Fische für den Verzehr rarer. Der Rückgang der Artenvielfalt mache es schwerer, die Menschheit gesund zu ernähren.
Mehr Siedlungs- und Agrarbau sowie das Vordringen in vorher naturbelassene Gebiete bringe die Menschen zudem enger in Kontakt mit Zehntausenden Arten. Damit wachse die Gefahr, dass Krankheiten oder Parasiten auf den Menschen übergehen.
"Ökosysteme weiter an den Rand des Abgrunds gedrängt"
Die Autoren weisen auch darauf hin, dass viele Beschlüsse der Weltklimakonferenzen nicht eingehalten würden. "Dies hat dazu geführt, dass Ökosysteme weiter an den Rand des Abgrunds gedrängt wurden, was das Risiko, an 'Kipppunkte' - abrupte Zusammenbrüche der Natur - zu gelangen, erheblich erhöht hat", schreiben sie. "Wenn diese Ereignisse eintreten würden, wären die Auswirkungen auf die Gesundheit weltweit katastrophal."
Die Angehörigen der Gesundheitsberufe müssten sich mit Nachdruck für die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und die Bewältigung des Klimawandels zum Wohle der Gesundheit einsetzen,
riefen die Autoren in dem Schreiben auf.
"Politische Entscheidungsträger müssen sowohl die schwerwiegenden Bedrohungen für die Gesundheit durch die planetarische Krise als auch die Vorteile anerkennen, die sich aus der Bewältigung der Krise für die Gesundheit ergeben können."
WHO: Klimakrise erfüllt nicht die Kriterien
Ein Sprecher der WHO teilte der Nachrichtenagentur dpa mit,
die WHO habe den Klimawandel und die Luftverschmutzung seit Jahren als globale Krise bezeichnet, die die Gesundheit beeinträchtigt.
Zur Ausrufung eines Gesundheitsnotstands (PHEIC) seien klare Kriterien zu erfüllen, etwa dass ein Phänomen neu auftritt, ungewöhnlich ist und die Gefahr einer weltweiten Ausbreitung besteht.
"Die Klimakrise finde leider schon seit Jahrzehnten statt und ist leider schon lange eine chronische globale Krise", teilte der Sprecher mit. Deshalb seien die technischen Voraussetzungen nicht erfüllt.
Die Klimakrise verlange nach anhaltenden, langfristigen Interventionen, auch in Bezug auf die Gesundheit,
dafür sei eine PHEIC-Deklaration aber nicht gedacht.
Einen Gesundheitsnotstand auszurufen ist die höchste Alarmstufe, die die WHO verhängen kann. Sie tat dies beispielsweise bei der Corona-Pandemie. Damit sind alle Mitgliedsländer aufgefordert, Informationen auszutauschen und alles zu tun, um das betreffende Problem in den Griff zu bekommen. Konkrete Auswirkungen hat das Ausrufen eines Notstands nicht. Die WHO kann keinem Land Vorschriften über Maßnahmen machen. Darüber entscheiden die Länder jeweils für sich.“
https://www.tagesschau.de/wissen/klima/klimakrise-gesundheitsnotstand-forderung-100.html
zum Aufruf - BMJ Editorial –
Time to treat the climate and nature crisis as one indivisible global health emergency
https://jmg.bmj.com/content/early/2023/10/23/jmg-2023-109693 | https://jmg.bmj.com/content/jmedgenet/early/2023/10/23/jmg-2023-109693.full.pdf
Tagesschau 10.12.2023 UN-Klimakonferenz in Dubai "1,5 Grad vielleicht schon zu wenig ambitioniert" https://www.tagesschau.de/wissen/klima/interview-poertner-100.html
"... tagesschau.de: Vielleicht müssen wir auch irgendwann einmal anfangen zu erzählen, was wir gewinnen, wenn wir unser Klima retten - saubere Luft, der Meeresspiegel wird nicht zu sehr ansteigen, mehr Gesundheit?
Pörtner: Das ist sicherlich sinnvoll. Wir wissen ja, wenn wir den Klimawandel rechtzeitig bremsen und uns gleichzeitig für eine gesunde Natur einsetzen, dann können wir Artenvielfalt und Klima zusammen schützen. Und genau das sollten wir letztendlich auch tun. Und auf der COP wird auch eine engere Verbindung zwischen Klima und menschlicher Gesundheit gesehen. Der Gesundheitsschutz würde massiv davon profitieren, wenn wir Klimaschutz betreiben. Viele Klimaschutzmaßnahmen sind förderlich für Gesundheit.
Wenn wir zum Beispiel mehr auf die Nutzung unserer Pkw verzichten würden, dann würden wir bei der derzeitigen Motorisierung auch etwas für die Luftqualität tun; wir könnten zudem körperlich aktiver sein. Wir können uns bei erfolgreichem Klimaschutz auch besser an Hitzeextreme anpassen, die wir ja mit dem jetzigen Klimawandel schon bekommen. Die Anpassungsmaßnahmen im Gesundheitssystem würden besser greifen und die ältere Bevölkerung besser geschützt sein vor diesen Extremen...."
→ Tageschau 15.1.2024 Biodiversitätsziele 2030 Mehr Wildnis gegen die Artenkrise: "Beim Klimawandel geht es darum, wie wir in Zukunft leben. Beim Artensterben geht es darum, ob wir als Menschheit überleben", sagt Katrin Böhning-Gaese, Direktorin am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt am Main. Die Biologin fordert, mehr Flächen in Deutschland auszuweisen, bei denen komplett auf menschliche Nutzung verzichtet wird - also mehr Wildnis. " https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/wildnis-artensterben-100.html
→ BMEL Waldzustandserhebung 2023 zeigt schlechten Zustand. Der Wald in Deutschland ist in einem schlechten Zustand. Von den verbreitetsten Arten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche sind vier von fünf Bäumen krank. Das ist das Ergebnis der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)veröffentlichten Waldzustandserhebung 2023. Trotz besserer Ausgangsbedingungen leiden die Bäume nach wie vor unter der andauernden Trockenheit und den hohen Temperaturen seit 2018. Der Zustand des Waldes hat sich seit dem Vorjahr daher kaum verändert. https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/043-waldzustandserhebung.html | → Bericht .pdf https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/waldzustandserhebung-2023.html
→ taz 11.8.2024 Fischsterben in Italien: Notstand in der Perle der Toskana: Nach dem großen Fischsterben in der Lagune von Orbetello leckt die Region ihre Wunden. 35 Grad warmes Wasser tötetet fast alles Leben. https://taz.de/Fischsterben-in-Italien/!6029159/
→ taz 6.3.2024 Pelagos-Schutzgebiet – Heimat der Wale: Fragiles Paradies im Mittelmeer. Das Pelagos-Gebiet ist die größte Schutzzone im Mittelmeer. Und dennoch: Die Situation für die Wale hier ist dramatisch schlecht. Wie kann das sein?:... Das größte Problem sei hier schlicht der fehlende politische Wille, Naturschutz über ökonomische – und damit finanzielle – Interessen zu stellen, konstatiert Ritter. „Wir säßen hier nicht und würden über diese ganzen Problematiken reden, wenn der Naturschutz eine laute Stimme wäre oder eine, die oft gehört wird“, sagt er – mit Frust in seiner Stimme. https://taz.de/Pelagos-Schutzgebiet--Heimat-der-Wale/!5989881/