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aus : NABU Naturspiegel Ausgabe 3 2024

Der NATURSPIEGEL, die Mitgliederzeitschrift des NABU Krefeld/Viersen e.V

https://nabu-krefeld-viersen.de/naturspiegel | https://nabu-krefeld-viersen.de/fileadmin/user_upload/PDF/Naturspiegel/Naturspiegel_3_2024_web.pdf

Natur in Gefahr
Hafenerweiterung Wesel
zerstört wertvolle Aue...

Lebensraum von
geschützten Tier- und
Pflanzenarten ist stark
bedroht. Anwohner und
Bündnis „Rhein Lippe
Aue bleibt!“ klagen
dagegen.

"Eine ökologisch wertvolle Auenlandschaft soll dem Ausbau des „Rhein-Lippe-Hafen-Süd“ auf Weseler Stadtgebiet geopfert werden. Auf 27 Hektar, gut 40 Fußballfelder groß, soll alles plattgemacht werden. Uralte und Hunderte Meter lange Wildstrauchhecken bleiben dabei auf der Strecke.
Eine struktur- und artenreiche Hartholzaue soll den flächenfressenden, überdimensionierten Industriehallen der Logistikunternehmen weichen. Selbst auf planungsrelevante Arten wie dem Steinkauz wird keine Rücksicht genommen. Zwar ist das Areal als potentieller Industrie-Standort seit gut 50 Jahren vorgesehen, doch niemand konnte damals diesen rasant fortschreitenden Klimawandel mit all seinen Konsequenzen auf dem Plan haben. Bekanntermaßen entwickeln Politik und Behörden aber nur ungern Eigeninitiative beim Umdenken, wenn es gegen wirtschaftliche Interessen geht.
Kaum jemand fragt sich, in welchem Ausmaß die Kathedralen der Unvernunft den Klimawandel zusätzlich vorantreiben und die Biodiversität nachhaltig schädigt. Man fragt sich, warum hier nicht längst auch Hubert Kück, Kreisvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen, dort etwas zur Rettung des Naturjuwels erreicht hat. Schließlich hat er an exponierter Stelle seit Jahren einen Job als Aufsichtsratsvorsitzender von Delta Port. Das Versprechen von vielen neuen Arbeitsplätzen vernebelt schon fast traditionell die Abwägungsprozesse der meisten Entscheidungsträger. Zudem entsprechen sie fast nie den Ankündigungen der  Unternehmen. Geplante ökologische Ausgleichsmaßnahmen sind alle wirkungslos, weil die Ökosystemleistungen, die dort jetzt erbracht werden, frühestens in Jahrzehnten, wenn überhaupt, wieder ausgeglichen werden könnten. Zeit, die niemand hat, weil zwischenzeitlich der Klimawandel den Naturgesetzen folgend weiter voranschreitet. Die geplante Hafenerweiterung ist extrem naturfeindlich, regional überflüssig und nicht zeitgemäß.

Retentionsraum wird vernichtet

Neben den potentiellen neuen Unternehmen ist sowohl der Kreis Wesel mit über 60 Prozent beteiligt an der Hafengesellschaft Delta Port als auch die Stadt Wesel, wegen lukrativen Steuereinnahmen stark an der Realisierung der Hafenerweiterung interessiert. Da nimmt man auch in Kauf, dass das Areal sogar noch einige Meter aufgeschüttet werden muss. Aberhunderte LKW-Ladungen Erdmaterial müssen mitunter über weite Strecken ins Gebiet transportiert werden. Dieses Vorhaben allein ist schon unverantwortlich, weil das Auegebiet dort unbedingt als Hochwasser-Retentionsraum erhalten werden sollte. Der Rhein fließt in unmittelbarer Nähe und wird sich durch den Klimawandel zukünftig immer unberechenbarer über die Ufer ergießen. Überflutungsflächen werden unbedingt benötigt. Das Auengebiet am Delta Port Hafen muss auch als Überflutungsraum erhalten bleiben.

Mehr schädliche Treibhausgas-Emissionen


Die Geschäftsführung von Delta Port sowie einige Kreis- und Lokalpolitiker haben jahrelang damit geworben, dass das bisher erstellte Logistikzentrum am Lippemündungsraum beispielhaft umweltschonend und effizient betrieben würde. Die Trimodalität für den Güterumschlag sollte Vorbild sein. Der eng verzahnte Einsatz von drei Transportwegen: Straße, Wasser und Schiene seien Garant dafür, so die Aussagen der Befürworter. Der NABU-Kreisverband Wesel glaubt, dass von vornherein mit falschen Karten gespielt wurde. Es wird auch mittelfristig keinen Gleisanschluss geben. Zudem wird der Rhein als Transportweg wegen der stark schwankenden Wasserstände immer unkalkulierbarer – natürlich bedingt durch den von uns Menschen weiter forcierten Klimawandel. Fakt ist, dass auch zukünftig fast ausschließlich immer mehr Güter zum und vom Hafengebiet aus mit LKWs transportiert werden. Das bedeutet für den Raum Wesel, dass signifikant mehr schädliche Treibhausgas-Emissionen und Feinstaub in die Luft geblasen werden. Die angekündigte Trimodalität war und ist wahrscheinlich nichts anderes als einkalkulierte Augenwischerei.


Klimaoffensive des Kreises Wesel verpufft


Als lobenswerte Klimaoffensive des Kreises Wesel hat der Kreistag auf Antrag der Grünen am 21. März 2024 beschlossen, den erfolgreichen Heckenwettbewerb auch für 2024 und 2025 fortzusetzen. Beide Jahre sollen jeweils 250.000 Euro für die Anpflanzung und Pflege der Hecken bereitgestellt werden. Es ist ausgezeichnet, vorbildlich, und nachhaltig von Bürgern, die ihre Grundstücke zur Anpflanzung von Wildstrauchhecken bei diesem Wettbewerb zur Verfügung stellen. Das kommt der stark rückgängigen Artenvielfalt zugute. Voraussetzung war und ist die Planung im baulichen Außenbereich mit einer Heckenlänge von mindestens 100 Metern. Leider verpufft die eigentlich beachtenswerte Klimaoffensive des Kreises Wesel durch ambivalentes Verhalten einiger ihrer  Entscheidungsträger. Wer bei der Hafenerweiterung die Zerstörung von einigen hundert Metern alter, ökologisch wertvoller Wildstrauchhecken und einigen imposanten Bäumen in Kauf nimmt, verliert massiv an Glaubwürdigkeit – letztlich, weil wieder einmal auf dem Altar wirtschaftlicher Rendite Weitsichtigkeit verspielt wird. Aber: Fortschreitender Klimawandel bedroht zunehmend auch die Zukunft unserer Kinder.

Bündnis Rhein Lippe
Aue bleibt!

Das Bündnis „Rhein Lippe Aue
bleibt!“ wehrt sich schon lange mit
Demonstrationen und qualifizier-
ter Aufklärungsarbeit um den Erhalt
der Aue, die zur Hafenerweiterung
zerstört werden soll. Auch der
Rechtsweg ist bereits eingeleitet.
Unterstützung ist garantiert durch:
• Anwohnerinnen und Anwohner
• Initiative Schutz des Lippe-
mündungsraums
• Initiative Emmelsum Biotop
retten
• BUND Kreisgruppe Wesel
• NABU Kreisverband Wesel
• ATTAC-Niederrhein
• Parents for Future Wesel
• Fridays for Future Wesel"

 

Text und Fotos: Peter Malzbender


NATURSPIEGEL https://nabu-krefeld-viersen.de/naturspiegel

Ausgabe 3/2024 https://nabu-krefeld-viersen.de/fileadmin/user_upload/PDF/Naturspiegel/Naturspiegel_3_2024_web.pdf

 

 

Lippemündungsraum, NABU, Auenlandschaft, Naturflächenvernichtung, Rhein-Lippe-Hafen